Stift, der

[374] Der Stift, des -es, plur. die -e, Diminut. das Stiftchen, Oberd. Stiftlein, ein kleiner, kurzer, vorn zugespitzter Körper, ein kleiner Nagel ohne Kopf. Der Dorn in einer Schnalle hieß ehedem der Stift. Der Stift, an einem Schnürbande, im Oberdeutschen der Senkelstift. Bey den Schlössern führen alle kleine eiserne Dorne, andere Theile damit zu befestigen, den Nahmen der Stifte oder Stefte. Auch der Stumpf eines abgebrochenen Zahnes heißt dessen Stift, vermuthlich, weil er gemeiniglich oben eine Spitze hat. Die Stifte (in einigen Gegenden Stiftel) an einer Gans, die zarten noch in der Haut befindlichen Kiele der Federn, in Ober- und Niedersachsen die Spielen. Ingleichen solche kleine zugespitzte Körper zum Zeichnen, Schreiben und Reißen. Der Schieferstift oder Rechenstift, ein Stift von Schieferstein, auf einer Schiefertafel damit zu schreiben. Der Bleystift, ein Stift von Wasserbley. Der Rothstift, oder besser Röthelstift, von Röthel. Die Mahler haben zum Reißen Farbenstifte, Kohlenstifte, Kreidenstifte u.s.f.

Anm. In manchen gezierten Mundarten Steft, im Nieders. Stift, Sticke, im Poln. Sztyfe. Es hat den Begriff der Spitze, und gehöret zu dem Nieders. Stip, ein Punct, stippen, mit etwas Spitzigen berühren, ingleichen zu den Hochdeutschen tupfen, Tüpfel u.s.f. Siehe Stiften. 1.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 374.
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