[509] Die Sympathīe, (dreysylbig,) plur. die -n, (viersylbig,) aus dem Griech. und Lat. Sympathia, welches eigentlich Mitleiden bedeutet, im Deutschen aber in folgenden Fällen üblich ist. 1. Die Eigenschaft eines lebendigen Wesens, vermöge welcher die Vorstellung des Zustandes eines Dinges ähnliche Empfindungen in uns hervor bringet, und diese ähnlichen Empfindungen selbst; besonders in engerm Verstande, so fern sie auf undeutliche Begriffe gegründet ist, oder aus uns unbekannten Gründen herrühret. Ist die Freundschaft zugleich die Sympathie der Natur, der Vernunft und der Tugend, so kann für den empfindlichen Menschen nichts schätzbarers und nützlichers gedacht werden, Gell. Wir sympathisiren[509] mit jemanden, wenn wir ähnliche Empfindungen mit ihm haben. 2. Die Neigung zu einem Dinge, besonders so fern sie auf dunkle Begriffe oder uns unbekannte Gründe beruhet, im Gegensatze der Antipathie; in welchem Verstande man auch leblosen Dingen eine Sympathie gegen einander zuschreibt. In weiterm Verstande gebrauchen die Mahler dieses Wort von den Farben, wenn sie in der Vermischung eine angenehme dritte Farbe hervor bringen, wie z.B. Blau und Gelb; dagegen zwischen Blau und Zinnober eine Antipathie herrschet, weil beyde eine unangenehme harte Farbe geben. 3. Die Wirkung eines körperlichen Dinges in ein anderes entferntes ohne ein merkliches dazwischen kommendes Mittel; da man denn im gemeinen Leben Sympathien oder sympathetische Wirkungen hat, besonders solche Heilarten u.s.f. Wenn eine solche Wirkung ohne alles dazwischen befindliches begreifliches Mittel hervor gebracht werden soll, so ist sie ein Unding, nicht aber, wenn das Mittel nur gröbern Sinnen unmerklich oder unempfindbar ist, wie z.B. bey sympathetischen Dinten, bey dem Magnete u.s.f.