Weichsel-Zopf, der

[1446] Der Weichsel-Zopf, des -es, plur. die -zöpfe, der Nahme einer unauflöslichen Verfilzung der Haare an verschiedenen Theilen des Leibes, besonders an dem Haupte, welche von verdorbenen und unreinen Säften herrühret. Er ist besonders in Pohlen, der kleinen Tartarey und Ungarn epidemisch, und wird daher, weil die Juden aus den gedachten Ländern denselben mehrmahls haben, der Judenzopf, so fern aber die Unwissenheit ihn von dem Alpe oder der Mahre herleitet, auch Alpzopf, Alpklatte, Mahrenklatte, (Schwed. Martofva,) Nieders. Elfklatte, im Hannöverischen Sellkensteert genannt.


Allein ich kam auch an, wie Hagel in die Töpfe;

Die Narren dankten mir durch ihren Peitschenstiel,

Und Mädchen henkten mich an alle Wichtelzöpfe,

Günth.


Auch hier ist die erste Hälfte des Wortes noch dunkel. Da diese Krankheit in Pohlen sehr häufig ist, daher sie im Lat. auch Trica Polonica heißt, so würde die Ableitung von dem Nahmen der Weichsel in diesem Lande nicht unwahrscheinlich seyn. Allein, da dieses Wort in vielen Gegenden Wichtelzopf lautet, wie unter andern aus der obigen Stelle im Günther erhellet, so kann auch Wicht, so fern es ehedem einen bösen Geist bedeutete, das Stammwort seyn, und dann würde es mit Alpzopf und Mahrenklatte einerley Bedeutung haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1446.
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