Das Melodrama

[115] Das Melodrama, bedeutet 1) im eigentlichen Sinne ein musikalisches Schauspiel (hierüber s. m. den Art. Oper) 2) Verstehen Viele auch dasjenige darunter, was Andre Monodrama oder Duodrama nennen, nehmlich diejenige Art von Schauspielen, wo die Declamation durch Instrumental-Musik unterstützt wird, ohne daß man sich übrigens weder an die durchaus musikalische Form der Cantate bindet, noch die Musik zu etwas anderm als zur Verstärkung und Belebung der durch den Vortrag erregten Affecten und Empfindungen benutzt. Die Erfindung desselben schreibt man dem Rousseau zu. Sein Pygmalion veranlaßte Brandes, die Gerstenbergische Cantate Ariadne fürs Theater zu bearbeiten, und zugleich für seine Gattin eine glänzende Rolle zu schreiben; worauf auch Gotter die Medea verfertigte. – Auf der Französischen [115] Bühne, wo das ernsthafte Melodrama wenig Glück machte, fand ein komisches Ballet, Anette et Basile von Guillemain, zu Paris großen Beifall, worin – sonderbar genug! – in den Pausen des Monologs hie und da Sätze aus einer bekannten Arie oder einem Liede gespielt wurden, und dieses also die eigentliche Musik zu dieser Declamation ausmachte. – Uebrigens sind immer nur noch die Deutsche und Französische Nation die einzige, wo die Melodramen Eingang gefunden haben, da sie bei den meisten übrigen Nationen, auch bei den Engländern und Italiänern, nicht eingeführt worden, ungeachtet man das erste dieser Art von Dramen ähnliche Stück schon den Italiänern im J. 1651 zuschreiben will.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 115-116.
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