[583] Melodrāma (griech.), früher ein Drama mit Musik, d. h. Oper; jetzt eine Deklamation mit Instrumentalbegleitung, sei es innerhalb eines Bühnenstückes, wie in Goethes »Egmont«, sei es als selbständiges Kunstwerk, wie z. B. die Balladen für Deklamation mit Klavierbegleitung. Das M. ist im allgemeinen eine ästhetisch verwerfliche Zwittergattung, da nicht einzusehen ist, warum nicht die Rede bis zum Rezitativ und weiter gesteigert wird, wo einmal die Stimmung durch die illustrierende Musik gehoben ist. Da auch die Sprache sich des Stimmorgans bedient und die Sprechtöne eine definierbare Tonhöhe haben, so muß entweder der Vortragende sich möglichst der Tonart, den Harmonien der Begleitung akkommodieren, oder es ist ein Widerspruch zwischen den Sprechtönen und der Musik unvermeidlich. In einzelnen Fällen ist indes das M. doch zu rechtfertigen, wie im »Fidelio« (in der Kerkerszene), wo es als Steigerung gegenüber dem Gesang erscheint. Das M. als selbständiges Bühnenstück brachten zuerst J. J. Rousseau (»Pygmalion«; vgl. Istel, Studien zur Geschichte des Melodramas, 1. Teil, Leipz. 1901) und Georg Benda (»Ariadne« u. a.) zu Ehren. In Frankreich und auch in England ist M. Bezeichnung für ein Volksstück mit Musikeinlagen.