[368] Die Laute. (Ital. Liuto, Franz. Lut.) Dieses Instrument, welches ehedem für das bezauberndste gehalten wurde, hat gegenwärtig von seinem großen Ansehen so viel verloren, daß es unter uns kaum noch dem Namen nach bekannt ist. Die Entstehung derselben, welche man in den ältesten Zeiten vom Merkur herleitete, schreibt sich wahrscheinlich von der Lyra her, von welcher sie sich in Ansehung der Form und Größe etwas unterscheidet; wenigstens soll zu jener eben so wie zu dieser eine am Ufer des Nilstroms gefundene [368] todte Schildkröte Veranlassung gegeben haben (s. Lyra). Es hat dieß Instrument einen gewölbten Bauch von sehr dünnen Spänen zusammengesetzt, einen Resonanzboden von tännenem Holze, einen Hals von ansehnlicher Länge, an welchem die Töne durch Bände gezeichnet sind, und einen oben krumm herum gebogenen Kopf, woran die Saiten (welche mit der linken Hand, wie ungefähr bei der Guitatre, gegriffen und mit der rechten angeschlagen werden) durch Wirbel befestigt sind. Gemeiniglich hat dieß Instrument zwölf auch dreizehn Chore Saiten, welche jedesmahl nach der Tonart, aus welcher man spielen will gestimmt werden müssen. Die hierdurch entstehende Schwierigkeit in Ansehung der reinen Stimmung und die Geschicklichkeit, die zur Ausübung dieses Instruments erfordert wird, indem alle Finger an beiden Händen volle Arbeit haben, mögen wohl, verbunden mit dem mühsamen und kostbaren Bezug, den dasselbe nöthig macht, meisten Theils Ursache sein, daß dieß in so vieler Rücksicht vortreffliche Instrument gegenwärtig ganz in Abnahme gekommen, wenn gleich Matthesons Urtheil, »es koste zu Paris einerlei Geld, ein Pferd oder eine Laute zu halten,« auf jeden Fall übertrieben ist. Noch muß das Eigne dieses Instruments bemerkt werden, daß es nicht nach dem gewöhnlichen Notensystem von fünf, sondern vielmehr von sechs Linien gespielt wird, auch an Statt der Noten Buchstaben (so wie ehedem vor Erfindung der Noten) gebraucht werden. – Zwei der größten Lautenisten ihrer Zeit waren Silo. Leop. Weiß, Kammer-Musicus zu Dresden (gestorben 1748) und Ernst Gottlieb Baron, Kammer-Musicus zu Berlin (gestorben 1760).