[258] Laute (arab. al'oud, span. laud, ital. liuto, franz. luth, engl. lute, lat. [im 16.17. Jahrh.] testudo), ein sehr altes Saiteninstrument, dessen Saiten (Darmsaiten) gezupft werden, wie die der heutigen Abarten der L., der Gitarre, Mandoline, Bandola etc. Abbildungen der L. finden sich bereits auf sehr alten ägyptischen Grabdenkmälern; sie war später das Lieblingsinstrument der Araber, durch welche sie nach Spanien und Unteritalien gelangte, von wo aus sie sich etwa im 14. Jahrh. über ganz Europa verbreitete. Im 15.17. Jahrh. spielte sie eine große Rolle; Lautenarrangements von Gesangskompositionen waren für die Hausmusik etwa dasselbe wie heute die Bearbeitungen von Orchesterwerken für Klavier. Dabei war die L. zugleich allgemein verbreitetes Orchesterinstrument und wurde erst im 17.18. Jahrh. durch die Verbreitung der Violine und die Vervollkommnung der Klaviere allmählich verdrängt (vgl. Orchester). Was die L. von der (heutigen) Gitarre unterschied, war einmal die ganz abweichende Form des Schallkastens: die L. hatte keine Zargen, sondern war unterwärts gewölbt (etwa wie ein halber Kürbis, wie die heutige Mandoline, s. Tafel »Musikinstrumente II«, Fig. 5 u. 8). Ferner hatte die L. eine weit größere Anzahl von Saiten, von denen fünf Paar und eine einzelne (die höchste, für die Melodie) über das Griffbrett liefen, die übrigen aber (die Baßsaiten, zuletzt fünf, die nur als leere Saiten benutzt wurden) neben dem Griffbrett lagen. Die »Baßchorden« kamen erst zu Ende des 16. Jahrh. auf. Die Stimmung der L. hat vielfach gewechselt; die verbreitetsten Stimmungsarten im 16. Jahrh waren: G c f a d' g' oder A d g h e' a', im 17.18. Jahrh. A d f a d' f' und für die Baßchorden (G) F E D C. Eine kleinere Art der L. war im 16. Jahrh. die Quinterne (Chiterna, d.h. Gitarre), die im Bau der L. gleich war, aber nur vier Saitenchöre hatte; im 17. Jahrh. wurde die Quinterne bereits wie die heutige Gitarre flach gebaut. Das Bestreben, den Tonumfang der L. zu erweitern, führte zuerst zur Einführung der Baßchorden, die von dem im stumpfen Winkel nach oben gebogenen Hals mit dem Wirbelkasten aus direkt nach dem auf dem Resonanzboden befestigten Saitenhalter liefen; um aber noch längere Saiten zu gewinnen, rückte man den Wirbelkasten für die Baßchorden etwas über den für die Griffsaiten hinaus, so daß etwa in der Mitte des einen der andre anfing (Theorbe, s. Tafel »Musikinstrumente II«, Fig. 6), oder man bog erst jenseit des ersten Wirbelkastens den Hals nach oben zurück und brachte in seiner Verlängerung den zweiten für die Baßsaiten an (Archiliuto, Erzlaute, Bastlaute, s. Tafel »Musikinstrumente II«, Fig. 7), ja endlich trennte man beide Wirbelkasten noch durch einen mehrere Fuß langen Hals (vgl. Chitarrone). Man notierte für die L. und ihre Abarten nicht mit der gewöhnlichen (Mensural-) Notenschrift, sondern mit besonderer Buchstaben- oder Zifferschrift, die nicht die Tonhöhe, sondern den Griff bezeichnete (vgl. Tabulatur) Eine wertvolle Monographie über die L. verdanken wir Baron (»Untersuchung des Instruments der Lauten«, 1727). Vgl. O. Fleischers Abhandlungen über den Lautenmeister Denis Gaultier in der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft«, 1886; Chilesotti, Lautenspieler des 16. Jahrhunderts (Leipz. 1892); Körte, L. und Lautenmusik bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (das. 1901); Morphy, Les luthistes espagnols du XVIe siècle. Die spanischen Lautenmeister des 16. Jahrhunderts (das. 1902, 2 Bde.).