Die Pagode

[347] Die Pagode; so nennt man die Göttertempel der Hindus und andrer Religionsverwandten in dem südlichen Asien, z. B. in China und Ostindien, mit Ausnahme der Muhamedaner daselbst, deren Tempel Moscheen heißen. Diese Tempel, von Steinen und Holz gebaut, stehen auf einem freien mit Obelisken, Säulen und andern Werken der Baukunst verzierten Platze, sind sehr groß und hoch und mit vieler, jedoch geschmackloser, Pracht und Zierath überladen. Die Gestalt des Gebäudes stellt gewöhnlich ein Kreuz vor, dessen vier Enden von gleicher Länge sind; und oben haben sie ein hohes thurmähnliches Dach mit mehrern Absätzen. Im Innern findet man, außer vielem Gold, Silber u. s. f. Altäre und die Statuen der verehrten Götter, welche ebenfalls Pagoden heißen. Dergleichen Statuen stehen in einer Pagode oft unglaublich viel: sie sind gemeiniglich von gebrannter Erde, unförmlich, ohne allen Ausdruck gebildet und reich übergoldet; sie sind entweder nackend oder mit einem Gewande, stehend oder mit kreuzweis über einander geschlagenen Füßen sitzend, und nicht selten in colossalischer Größe gebildet. Der Gottesdienst in jenen Tempeln wird sehr heilig beobachtet; er besteht besonders in Opfern und Geschenken, religiösen Tänzen und Gesängen: auch werden nach einigen Pagoden Wallfahrten angestellt; die Verwaltung des [347] Gottesdienstes darin geschieht an vielen Orten von den Ostindischen Mönchen. Eine der wichtigsten ist zu Jaggrenat in Orixa; auch sind die in Benares, Siam und Pegu merkwürdig.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 347-348.
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