Johann Peter Uz

[286] Johann Peter Uz, königl. Preuß. Justiz-Rath und Landgerichts-Director zu Anspach, war zu Anspach den 3. October 1720 geboren. Schon früh ward sein Gefühl für das Schöne durch seine große Neigung zur Mahlerei gebildet; allein seine Vorliebe für die Dichtkunst – Anakreon und Horaz waren schon seine Lieblingsdichter auf dem Anspacher Gymnasium – gewann die Oberhand. Auf der Universität zu Halle (1739) stiftete er bald die innigste Freundschaft mit Gleim: sie waren unzertrennlich; Götz schloß sich an sie an. Beim Uebersetzen einzelner Stücke aus Homer, Pindar, Anakreon kam unser Uz auf den Versuch, die Sylbenmaße der Alten im Deutschen nachzuahmen; und so entstand seine Ode: Der Frühling. Zurückgekehrt nach Anspach im Jahr 1743, widmete er sich auch in der Folge, und als er selbst von 1748 an die Stelle eines Sekretairs beim Anspach. Justizrath 12 Jahre lang bekleidete, den Wissenschaften und der Dichtkunst: und als er 1752 als Commissions-Sekretair nach Römhild gehen mußte, ward er durch die herrlichen Gegenden und durch den Umgang mit mehreren Freunden, namentlich mit Grötzner, zum trefflichsten Oden- und Lieder-Dichter begeistert, obgleich seine zärtliche Neigung zu des letztern Schwester nicht befriediget, und er dadurch vielleicht bestimmt wurde, nie zu heirathen. Der Sieg des Liebesgottes, den er hier unter andern dichtete, zog ihm viele Händel von Seiten der gelehrten Journale zu, die ihn wegen dieses und mehrerer Gedichte übel deuteten, und ihm Sittenlosigkeit, Muthwillen, Schamlosigkeit – unverdienterweise vorwarfen. Indessen sahen Bodmer, Dusch, selbst in der Folge Wieland, welche zu seinen Gegnern gehörten, ihr Unrecht ein, und wurden seine wahren Verehrer: und wirklich mußte man dieß auch, als er nun sein Lehrgedicht: Die Kunst, stets fröhlich zu sein, 1760 [286] in gereimten Alexandrinern herausgab; noch mehr aber durch das dritte und vierte Buch seiner Oden und Lieder, welche ihm den Ruf eines der ersten Dichter unserer Nation erwarben, und einen unverwelklichen Lorbeer wanden. Die Stelle als Assessor des kaiserlichen Landgerichts des Burggrafthums Nürnberg, und gemeinschaftlicher Rath der Markgrafen von Anspach und Kulmbach (1763) entzog ihn nach und nach den Musen, obgleich er noch einige Bücher Oden und Lieder – besonders auch religiösen Inhalts, herausgab, auch noch (1781) mit Junkheim das neue Anspach. Gesangbuch zu einem wahrhaft classischen Werke ausarbeitete. Nur zu eigentlich großen poetischen Werken konnte er sich seit 1767 nicht mehr verstehen. »Ich habe genug zu schreiben, erwiederte er oft auf die Anregungen seiner Freunde, ich darf nur Akten schreiben. Das Dichten gehört nur für junge Leute; wir Alten müssen schweigen, und die Jungen singen lassen!« Mit Mutter und Schwester lebte er in stiller Einsamkeit; und noch 1790 mußte sein eigner Landesherr, der Markgraf Alexander, auf seinen Reisen durch den Papst Ganganelli auf diesen großen Dichter aufmerksam gemacht werden, da er ihn denn auch zum burggräflichen Director erhob. Beim Anfall der Anspachischen Lande an Preußen ward Uz zum wirklichen geheimen Justizrath und Landrichter zu Anspach ernannt; das Patent erhielt er erst einige Stunden vor seinem Todte: er starb, als ein allgemein geehrter Greis von 76 Jahren, den 12. Mai 1796. Ein Reichthum von trefflichen Lehren, lyrischer Gang, erhabene Weisheit charakterisiren seine Oden und Lieder (besonders die des dritten und vierten Buchs. Seine Ode an Gleim: Die wahre Größe – die Glückseligkeit; die Grotte der Nacht; an die Deutschen etc. sind redende Beweise davon; endlich ist auch seine Theodicee eine immerwährende Zierde Deutscher Sprache und Deutscher Dichtkunst – eine Lehrode, die man jedem gebildeten Deutschen Jüngling zum Lesen und Studiren empfehlen sollte.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 286-288.
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