Meißner Porzellan-Fabrik

[111] Meißner Porzellan-Fabrik, auf der dasigen Albrechtsburg (dem noch übrigen Theil des ehemahligen großen Schlosses, die erste Porzellan-Fabrik in Europa. Ein gewisser Johann Friedrich Bötticher, aus Schleiz im Voigtlande gebürtig, welcher in Berlin die Apothekerkunst gelernt hatte, entwich von da, weil er sich die Nachrede des Goldmachens zugezogen hatte, nach Sachsen. Hier wurde er angehalten, um die Bereitung des Pulvers zur Veredlung der Metalle zu erfinden, von welchem er einen kleinen Vorrath von einem Unbekannten geerbt haben sollte; und er erfand dafür die Kunst das Porzellan zu verfertigen, welche für Sachsen von großer Wichtigkeit ward. Das erste Porzellan wurde i. J. 1706 zu Dresden, und zwar von brauner und rother Farbe, aus einem braunen Thon bei Meißen verfertigt: erst 1709 wurde das weiße versucht, welches weit schöner ausfiel; weßhalb man das erstere im J. 1730 ganz aufgab. Sachsen wandte alle mögliche Mittel an, diese Kunst geheim zu halten, und [111] thut es noch jetzt. Die feine weiße Erde oder den feinen Porzellanthon erhält man vorzüglich aus der Gegend bei dem Bergstädtchen Aue. Das Sächsische Porzellan ist unstreitig jetzt in Ansehung der Masse das vollkommenste in Europa, und eine der schwerflüssigsten Arten, die man nur haben kann. Es hat alle Eigenschaften des Japanischen, und wegen seines dichten, glänzenden und feinen Korns noch einen Vorzug vor demselben; es widersteht dem heftigsten Feuer und der größten Abwechselung der Kälte. Die Formen und Mahlereien der Gefäße sind ungemein schön; doch schadet demselben die Berliner Porzellan-Fabrik jetzt sehr.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 111-112.
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