Rhodus

[262] Rhodus oder Rhodis, eine von den Kleinasiatischen Inseln des Osmannischen Reichs, ist zwar bergicht aber doch fruchtbar, besonders reich an Schiffsbauholz, und genießt fast immer einer heitern Luft. Das schöne Rosen- oder Rhodiser-Holz, von dieser Insel so genannt, ist wegen seines Geruchs beliebt. Rhodus hat gegen 37000 Einwohner, welche aus Türken, Griechen und Juden bestehen. Der Hauptort dieser Insel heißt ebenfalls Rhodus, welcher ziemlich groß aber sehr entvölkert ist, und nur von Türken und Juden bewohnt wird. Von den ehemahligen Besitzern dieser Insel, den Rhodiser- oder Johanniterrittern (m. s. den Art. Johanniterritter), sind noch manche Reliquien in der Stadt. Die Kirche derselben ist in eine Moschee verwandelt worden; eine Straße heißt noch die Ritterstraße, und über den Hausthüren findet man die Wapen und Namen der Ritter. Der Hafen bei der Stadt ist sehr bequem, und ehemahls nicht wenig berühmt wegen eines der sieben Wunderwerke der alten Welt, nehmlich der kolossalischen Bildsäule des Apollo, die am Eingange des Hafens auf zwei Felsen, welche 50 Fuß von einander waren, stand, [262] und den Schiffern als Leuchtthurm diente. Nach Plinius war diese Statue 70 Ellen hoch; ein Daumen derselben hielt eine Klafter im Umfange. Sie war ganz von Erz, inwendig aber hohl. In den Hoblungen lagen ungeheure Steine, die durch ihre Schwere dem Koloß zur Befestigung dienten. Nur 60 Jahre stand sie, und stürzte dann durch ein Erdbeben zusammen. Chares, ein Künstler von Lindus, hatte 12 Jahre daran gearbeitet, ohne sie zu vollenden, bis endlich Laches, ein andrer Künstler, das Werk glücklich beendigte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 262-263.
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