[355] Vulkane heißen solche Berge, welche von Zeit zu Zeit glühende Steine, geschmolzene Massen, Feuer, Rauch, Asche etc. bis zu beträchtlichen Höhen mit mehr oder weniger Gewalt ausstoßen, um sich werfen, und dadurch nicht nur die umliegenden Gegenden, sondern auch öfters Menschen und Vieh, die sich nicht so fort retten können, aufs fürchterlichste verheeren und vertilgen – ein Schauspiel, gewiß eines der furchtbarsten in der Natur! Die Oeffnung, oder der Schlund, aus welchem solche Ausbrüche kommen, nennt man Crater, und jene ausgeworfenen und wieder herabfallenden Materien bilden um denselben einen Kegel, welchen man mit einem aufgeworfenen Maulwurfshaufen vergleicht, indem der Crater selbst immer offen bleibt, und dadurch die Gestalt eines hohlen kegelförmigen Bassins erhält, welche auch bei den meisten Vulkanen regelmäßig bleibt, wenn nicht etwa die angehäuften Massen durch die zunehmende Schwere zusammensinken, oder der innere Feuerstrom einen andern Ausweg und einen neuen Schlund zu öffnen sucht. Sobald das Toben der Vulkane nachläßt, fließt die Lava – welches Wort eigentlich im Italiänischen einen Regenbach bedeutet – entweder wie ein Schaum aus dem Crater heraus, oder bricht an den Seiten, oder dem Fuße des Berges mit einem heftigen Knalle hervor. Es ist dieß ein Strom dickfließiger, geschmolzener Materie, deren Oberfläche aber an der Luft sich bald verhärtet, so daß es nach und nach einem fortrollenden Steinhaufen ähnlich wird, so wie denn überhaupt der Strom, der des Nachts feuerroth glühend erscheint, aber am Tageslichte mehr weiß aussieht, einen langsamen Weg nimmt, vor welchem sich daher die Menschen leicht retten können. Bei festen Gebäuden pflegt der Strom anzuhalten und sich abzukühlen, oder es häuft sich auch die Masse an, und überströmt dann das entgegenstehende Hinderniß, wodurch mancherlei sonderbare Gestalten entstehen, besonders, wenn der Strom ins Wasser stürzt. Die [355] Gluth des Stroms dauert mehrere Monathe, ja, er bleibt bisweilen auf ein Jahr lang heiß.
Ohne Zweifel hat es sonst auf unserer Erde mehrere brennende Vulkane gegeben, als jetzt, und es finden sich in vielen Ländern Spuren davon. Die merkwürdigsten von denen, die wir jetzt kennen, sind in Europa: der Vesuv, der Aetna; dann auf den Liparischen Inseln sehr viele, vorzüglich aber der Volcano und Stromboli; deßgleichen auf der Insel Island der Hekla; in Asien giebt es auf Kamtschatka, Japan, auch auf den Molucken und Philippinen feuerspeiende Berge; und in Amerika sind die in Peru am merkwürdigsten, jedoch unterscheiden sie sich von den übrigen dadurch, daß sie keine Lava ausströmen, und nach den neusten Berichten des Herrn von Humbold speien sie bloß Wasser, Schlamm und schweflichte Thonerde aus. – Daß man sehr viele Hypothesen über die eigentlichen Ursachen dieser furchtbar erhabenen Naturerscheinungen sich gemacht hat, ist wohl denkbar. Aeltere Physiker haben ein immerwährendes, mitten im Erdballe brennendes Feuer (das Centralfeuer genannt) angenommen, ohne irgend einen Grund zu dieser Vermuthung zu haben. In der Folge ist man, besonders durch Lamerys Versuche, auf eine gegründete Vermuthung gekommen, nehmlich, daß das unterirdische Feuer durch das Verwittern der Kiese, welche in ungeheuern Lagen in vulkanischen Gegenden gefunden werden, und in welchen Eisen mit Schwefel innig verbunden ist, entstehe, wenn Luft und Feuchtigkeit eindringen: sie verlieren ihren metallischen Glanz, und zerfallen in Pulver, welches sich vermittelst der Luft und Feuchtigkeit unter gewissen Umständen alsdann entzündet. Indessen, so wie Mehrere die Erdbeben und Vulkane bloß der Electricität zuschreiben, so lassen sich auch noch andere Ursachen von jenen furchtbaren Ereignissen denken, welche jedoch hier aufzuführen, zu weitläufig sein würde.