[401] Westindien. Unter diesem Namen versteht man die Amerikanischen Inseln, welche in und vor dem Mexikanischen Meerbusen liegen. Es giebt deren drei verschiedene Gruppen: 1) die Antillen, [401] welche in die großen und kleinen getheilt werden. Zu den großen Antillen gehören Cuba, Jamaica, St. Domingo und Portorico. Die kleinen oder eigentlichen Antillen, die auch, weil sie dem tropischen Winde ausgesetzt sind, Inseln des Windes heißen, und wieder in die Inseln über und unter dem Winde eingetheilt zu werden pflegen, liegen südlicher als jene. Ihre Anzahl beläuft sich auf 60, worunter Barbados, Martinique, Guadeloupe, Tabago, Antigua, Desiderade, Marie Galante, Grenada, St. Croir, St. Christoph, Dominica, St. Lucie die merkwürdigsten sind. 2) die Lukayschen oder Bahama-Juseln, gegen 500 an der Zahl; aber die meisten davon sind sehr klein, und ungefähr nur sieben bewohnt. 3) die Bermudischen oder Sommers-Inseln, deren Anzahl auf 400 steigt, die aber ebenfalls sehr klein und wenig bewohnt sind. Alle diese Inseln haben größten Theils einen steinigen und felsigen Boden, zugleich aber viele fruchtbare Gegenden. Die Ufer sind meistens niedrig und sumpfig, und mit guten natürlichen Häfen versehen. In Hinsicht der Witterung haben diese Inseln eigentlich nur zwei Jahreszeiten, eine trockene und eine nasse. Die trockene Jahreszeit, welche die ersten vier Monate des Jahres dauert, führt eine äußerst drückende Hitze mit sich, die nur durch die kühlen Nächte und wohlthätigen Passatwinde etwas gemildert wird; in der nassen Jahreszeit herrscht eine feuchte Schwüle, welche der Gesundheit höchst nachtheilig ist, und auf Speisen, Kleidungsstucke und andre Dinge einen sehr verderblichen Einfluß äußert. Gewitter, heftige Regengüsse, Orkane und Erdbeben sind sehr gewöhnlich. Was den Westindischen Inseln einen so großen Werth bei den Europäern giebt, sind die herrlichen Producte derselben. Die wichtigsten darunter sind: Zucker (Hauptproduct; daher man auch öfters diesen Inseln den Namen der Zuckerinseln giebt) Kaffee, Tabak, Cacao, Indigo, Baumwolle, Mais, Ingwer, Pfeffer, Ananas, überhaupt alle edlere Früchte, viele Arzneikräuter, schöne Holzarten, Mahagony-Mastix-Brasilholz u. s w. Sonst findet man noch auf denselben fast alle Europäische Hausthiere, viel zahmes und wildes Geflügel, mehrere schädliche Thiere, als Schlangen, Muskiten, aber wenig [402] Mineralien. Die eigentlichen Herren von Westindien sind die Europäer, und zwar die Engländer, Franzosen, Spanier, Holländer, Dänen und Schweden; wiewohl die Anzahl derselben im Verhältniß zu den übrigen Einwohnern immer nur sehr gering ist. Weit zahlreicher sind die Neger, deren sich die Europäer zur Bebauung ihrer Plantagen bedienen; man rechnet anderthalb Millionen auf alle Inseln. Außer diesen giebt es noch viele Mulatten, und auf den Inseln über dem Winde auch noch Karaiben, die zu den ursprünglichen Bewohnern derselben gehören. Wie überaus wichtig die Westindischen Inseln für den Handel der Europäischen Nationen sind, läßt sich schon daraus abnehmen, daß bloß die jährliche Ausfuhr von den Englischen Inseln gegen Ende des vorigen Jahrhunderts gegen 44 Millionen Thaler betrug, und über 500 Schiffe beschäftigte, die Einfuhr auf Englischen Schiffen hingegen fast 23 Millionen Thaler an Werth war. (Uebrigens sehe man von den einzelnen Inseln die besondern Artikel nach.)