[150] Brennus, ein berühmter Anführer der Senonen, einer Gallischen Nation, fiel, auf Anregung eines gewissen Hetruriers Arunx in Italien ein, machte große Fortschritte, und als die Römer ihm, da er eben Clusium belagerte, durch die drei Brüder aus der Familie Fabius Vorstellungen deshalb machen ließen, er aber eine trotzige Antwort darauf gab, und jene Brüder nun hinterlistiger Weise unter dem Vorwande, mit der Stadt selbst noch zu unterhandeln, diese vielmehr aufhetzten und selbst an der Spitze der Clusier einen Ausfall gegen die Belagerer machten, so brach nun Brennus, über diese Treulosigkeit [150] empört, sogleich selbst gegen Rom auf, nachdem er vergebens die Auslieferung der Fabier von dem Senat und Volke verlangt hatte. Eine Armee von 40,000 Mann rückte, von diesen Fabiern selbst commandirt, ihm entgegen; aber bei dem Flusse Allia wurde sie gänzlich geschlagen; Brennus rückte nun in Rom ein, das ganz verlassen war, und wo blos vierzig ehrwürdige Greise, angethan mit ihren priesterlichen, consularischen und Triumph-Kleidern, auf dem Markte sitzend, als Opfer für die ganze Stadt ihren Tod erwarteten. Die Gallier, über diesen Anblick erstaunt, hielten sie für Bildsäulen oder für Gottheiten: man getraute sich nicht an sie. Aber als endlich einer von den Galliern hintrat und einen davon (den M. Papirius) beim Barte zupfte, dieser aber mit seinem elfenbeinernen Stabe ihm einen Schlag gab, so wurden die Gallier wüthend, und – jene ehrwürdigen Greise niedergemetzelt; man plünderte die Stadt, machte alles nieder, was man noch von Einwohnern fand, griff das Capitol, wohin sich noch eine Besatzung geworfen hatte, an, und steckte, da sie hier zurückgeschlagen wurden, die Stadt in Brand; Tempel und Mauern wurden zerstört, und Rom dem Erdboden gleich gemacht. Noch blockirte Brennus das Capitol, und da unterdessen eine ausgeschickte Streifparthie auch vor die Stadt Ardea kam, so beredete Camillus, einer der edelsten Römer, der, von seinem undankbaren Vaterlande verwiesen, hier im Exil lebte, die Einwohner, daß sie die Gallier nicht einlassen möchten; und da nun diese die Belagerung ganz nachlässig, weil die Stadt zu unbedeutend schien, betrieben, so machte Camillus zur Nachtzeit einen Ausfall und richtete ein groß es Blutbad an: die geflüchteten Römer bekamen wieder Muth, erwählten jetzt den Camillus zum Dictator, der denn bald eine Armee von 40,000 Mann ihnen entgegenstellen konnte. – Unterdessen hätte beinahe Brennus das Capitol selbst durch Zufall erobert: man entdeckte an der Seite des Felsens eine Spur, wodurch man ihn ersteigen konnte; der Versuch wurde gemacht, und schon war er dem Gelingen nahe, als zum Glück – die Gänse durch ihr Geschrei [151] die Feinde verriethen, Manlius, ehemaliger Consul, sogleich Lärm machen ließ und die Gallier nun hinabgestürzt wurden. Dies und der Mangel bei der sieben Monate schon dauernden Blockade, die durch Camillus abgeschnittene Zufuhr, gefährliche Krankheiten u. dgl. m. ließen endlich den Brennus den Vergleich annehmen, der ihm vom Capitol aus (wo man freilich nichts von der Nähe des edlen Camillus ahndete) angeboten wurde. Tausend Pfund Goldes waren der zugestandene Preis, um welchen Brennus die Stadt und das Gebiet verlassen wollte. Als nun beim Darwägen des Goldes die Gallier falsches Gewicht brachten und die Römer sich darüber beschwerten, warf Brennus übermüthig genug noch sein Schwerdt und Gehenke zum Gewicht, mit den Worten: Vae Victis! Wehe den Ueberwundenen! – In diesem Augenblicke eilte Camillus mit seinem Heere herbei, vernichtete den Vertrag, lieferte den Galliern ein Treffen und schlug die Feinde seines Vaterlandes gänzlich in die Flucht, auf welcher denn diese meistentheils umkamen. Es geschah dies ungefähr 388 Jahr vor Christus.
Ein anderer Brennus fiel als Anführer der Gallier – ungefähr 100 Jahre später – mit einem ungeheuern Heere (150,000 zu Fuß, und 30 bis 40,000 zu Pferde) in Macedonien ein, schlug den Sosisthenes, zerstörte Thessalonien und Griechenland, und ging nun nach Delphi, wo er Stadt und Tempel plünderte – oder plündern wollte. Der Erzählung mehrerer nach, erhob sich ein fürchterlicher Sturm; Gewitter und Erdbeben gesellten sich dazu, um die Götter zu rächen; eine Griechische Armee rückte heran, und die Niederlage der Gallier war allgemein: Brennus entleibte sich selbst.