Cacus

[167] Cacus (Mythol.) war ein ungeheurer Riese, ein Sohn Vulkans, welcher in der Höhle eines dicken Waldes am aventinischen Berge sich aufhielt, die Vorübergehenden anfiel, beraubte und ermordete, ihre Köpfe rings um seine Höhle aufsteckte und die Knochen umherstreute. Den Eingang pflegte er gewöhnlich mit einem Felsenstück zu verwahren, welches zehn Paar Ochsen nicht hinwegbringen konnten. Die Erlegung dieses Ungeheuers machte eine der Heldenthaten des Herkules aus. Als Herkules nemlich die dem Geryon geraubten Rinder in diese Gegend brachte, entschlummerte er am aventinischen Berge: der Riese, welcher dies bemerkte, entführte ihm einen Theil seiner Heerde, und zog diese, um die Spur nicht zu verrathen, alle bei den Schwänzen in seine Höhle. Herkules erwachte, vermißte die geraubten Rinder, und Anfangs zwar durch jenen Kunstgriff irre geleitet, wollte er einen andern Weg einschlagen; allein da er eben seine übrige Heerde hier vorbeiführte, und auf dieser Gebrüll jene in der Höhle antworteten, entdeckte nun Herkules den Räuber. Der fürchterlichste Kampf begann; und da wegen des Felsenstücks vor der Höhle Herkules anders nicht als durch das Lossprengen der Felsdecke ihm beikommen konnte, so war die Arbeit desto fürchterlicher: Cacus spie Flammen aus seinem Munde; Herkules bekämpfte ihn mit ausgerissenen Bäumen und Felsstücken: endlich erlegte dieser Halbgott das Ungeheuer mit seiner Keule, und die ganze Gegend [167] jubelte, und brachte dem Herkules einen Stier zum Opfer dar, welches auch nachher jährlich wiederholt wurde.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 167-168.
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