Dänemark

[254] * Dänemark fängt allerdings an, unter den aufgeklärteren Nationen eine bedeutende Stelle einzunehmen. Es hat nur 2 Universitäten 1) zu Coppenhagen, welche reichlich dotirt, und 2) zu Soroë, welche weniger bedeutend ist. Außerdem giebt es ein Gymnasium zu Odensee und mehrere Seminarien. Auch sind einige ausgezeichnete Akademien [254] zu Coppenhagen: die Akademie der Wissenschaften, die Maler-, Bildhauer- und Bau-Akademie etc. Ferner sind die seit mehreren Jahren niedergesetzten Vergleichs-Commissionen, durch welche häufigen Prozessen vorgebeugt wird, außerordentlich wohlthätig, und gewiß eine der wichtigsten und wesentlichsten Verbesserungen der Justizpflege: man hatte in den 7 Jahren von 1797–1803 berechnet, daß bei den sämmtlichen Vergleichs-Commissionen in Dänemark und Norwegen überhaupt von 326,060 vorgenommenen Sachen 205,066 verglichen oder gehoben worden. – Auch giebt es in Dänemark keine Leibeigenschaft mehr, wie in andern nordischen Ländern.

Die ganze Bevölkerung schlägt man jetzt auf 2,800,000 an, und die Einkünfte auf 10 Millionen Thaler. Die Armee besteht aus 75,000 Mann, und die Marine, immer in sehr respectabeln Rufe, beläuft sich ungefähr auf 20 Linienschiffe u. s. f. – Außer den Gold-, Silber- und Kupfermünzen giebt es auch noch Banknoten zu 5 bis 100 Thalern, die entweder von der Coppenhagner Bank (welche jedoch nur Privatpersonen gehört, aber demungeachtet großen Credit hat), oder von der Altonaer Bank, die der Regierung zusteht, in Umlauf gesetzt worden sind. Der auswärtige Handel ist ansehnlich, und am vortheilhaftesten der Handel der Asiatischen Compagnie; der einheimische wird vernachlässiget. Einen besondern Handelszweig machen die Pferde, besonders die Holsteinischen, aus, und der Fischfang ist eine wahre Goldgrube für das Land. – Bergwerke hat es gar nicht.

Es bedarf übrigens wohl nur einer kurzen Erwähnung, wie sehr in der neuesten und gewiß allermerkwürdigsten Zeitgeschichte auch Dänemark, das so lange eine ungestörte Neutralität genossen hatte, von England auf die auffallendste Weise gezwungen wurde, jener zu entsagen, und unter dem grundlosen Vorwande, daß Dänemark ohnehin auf Frankreichs Zunöthigungen, mit dieser Macht gemeinschaftliche Sache zu machen, und besonders auch derselben seine Seemacht gegen England zu überlassen im Begriff gewesen sei, mit Gewalt angegriffen und auf das fürchterlichste [255] entwaffnet wurde. Kurz, England, welches in der Neutralität Dänemarks eine Gefahr für sich fand, und ihr vorzubauen suchte, sendete im August 1807 eine Flotte unter dem Admiral Gambier und Catheart in den Sund, um damit das Verlangen zu unterstützen, die dänischen Linienschiffe einstweilen in einen der Häfen Sr. brittischen Majestät einzuliefern; und da Dänemark, gestützt auf seine gerechte Sache, dies schlechterdings nicht wollte, noch konnte, so erschien die englische Flotte vor Coppenhagen, und richtete durch das wirklich unmenschliche Bombardement vom 2. bis 5. Sept. eine solche schreckliche Verwüstung an (s. d. Art. Coppenhagen in den Nachtr.), daß Dänemark sich genöthiget sah, am 7. Sept. durch Capitulation seine ausgerüstete und in segelfertigen Stand gesetzte Flotte den Engländern bis zum allgemeinen Frieden auszuliefern; so daß nun diese 15 Linienschiffe, 14 Fregatten und 5 Briggs mit fortführten. – Die Kriegserklärung gegen Dänemark erfolgte hierauf unterm 4. November 1807, und so hat denn nun letzteres mit Frankreich und den übrigen alliirten Mächten den gemeinschaftlichen Krieg wählen müssen, der auch bis jetzt noch leider! in allen seinen traurigen Folgen fortwüthet!!

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 254-256.
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