Freiherr von Mack

[2] Freiherr von Mack, dieser durch seine ganz besondern Kriegszufälle oder Unfälle so merkwürdige Feldherr, eigentlich zu Neußlingen in Franken 1752 geboren, war (um da fortzufahren, wo dieser Art. im 3ten Theil endet,) inzwischen bis zum Grade eines Feldmarschall-Lieutenants gestiegen. Nach dem Frieden von Campo Formido, als die Revolutionirung des Kirchenstaats und der Fall von Maltha sich ereigneten, reiste Mack im Oktober 1798 von Wien nach Neapel, um das Commando über die ganze italiänische Armee gegen die Franzosen zu übernehmen. Sein Plan zu dem neuen Feldzuge war, nach dem Urtheil der Kenner, so meisterhaft, daß, wären Oestreicher an der Stelle der Neapolitaner gewesen, kein Feind entkommen wäre. Er siegte auch Anfangs in mehreren Gefechten und nahm den 27. November das Tags vorher von den Feinden verlaßne Rom ein, mußte es aber, wegen der Feigheit seiner Truppen, den 13. Dec. wieder verlassen, und fast in allen Gefechten fliehen. Er nahm endlich [2] bei Capua eine feste Stellung, schloß nebst dem Vicekönig von Neapel, Prinz Pignatelli, den 10. Jan. 1799 einen Waffenstillstand ab; aber nun brach bei der sonderbaren Wendung der politischen Angelegenheiten eine Verschwörung der Lazzaroni zu Neapel aus, indem diese einen Theil der Truppen unter Mack entwaffneten, die Officiers der Verrätherei beschuldigten, und ihren König selbst zu vertheidigen schworen, so, daß Mack selbst, um ihrer Wuth zu entgehen, sich nebst seinem General-Stabe dem feindlichen Generale Championet in die Hände liefern mußte. Nach Frankreich als Kriegsgefangner abgeführt, entwich er endlich 1800 heimlich aus Paris. Im J. 1804 erhielt er das Commando über die sämmtlichen Truppen in Tyrol, Dalmatien und Italien, wo er auch einen Plan zur neuen Organisirung der Oestreich. Truppen entwarf. Endlich nahte sich 1805 die merkwürdige Epoche, wo beim abermaligen Ausbruch des östreichisch-französischen Kriegs, nachdem die Oestreicher am 14. und 15. Oct. an der Iller geschlagen, und Memmingen übergeben worden, Mack, welcher in der Stadt Ulm commandirte, eingeschlossen, und, obgleich Anfangs fest entschlossen, sich bis aufs äußerste zu vertheidigen, dennoch schon am 17. Oct. zu capituliren bewogen wurde, und dem gemäß, am 20. mit einer ungefähr 20,000 Mann starken Besatzung ausrückte, beim Kaiser Napoleon vorbei zog und das Gewehr streckte: die Besatzung wurde Kriegsgefangen nach Frankreich abgeführt, Mack aber mit seiner Generalität auf Ehrenwort entlassen: eine Capitulation, die allerdings von den meisten Kriegsverständigen Mack als eine der schimpflichsten in den militärischen Annalen zur Last gelegt worden – worüber aber, wie billig, man sich eines anmaßenden Urtheils enthalten muß, da Mack selbst in einer Erklärung (s. Reichs Anz. v. 1806 Nr. 185.) verlangt, bis zur Aufklärung seiner Schuld oder Unschuld nicht abzusprechen – Nach Oestreich zurückkehrend, wurde er als Staatsgefangner nach Brünn gebracht, und ein Kriegsgericht über ihn gehalten; sein und des Generals Auffenberg Proceß endigte im Juli 1807 dahin, daß Mack zur Cassation und zu 2 jährigem Festungsarrest – durch Milde des Kaisers war die größere-Strafe so weit gemildert [3] worden – verurtheilt; im August 1808 aber ihm die übrige Strafzeit erlassen wurde, jedoch darf er nie wieder im kaiserlichen Hoflager erscheinen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 2-4.
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