[348] Johann Matthias Schröckh, einer der berühmtesten Geschichtslehrer Deutschlands, geb. 1733 zu Wien, wo sein Vater Kaufmann war. Mit sehr großen und treflichen Anlagen von Natur ausgerüstet, legte er zu Presburg auf dem lutherischen Gymnasium den ersten Grund zu seiner wissenschaftlichen Bildung. Sein Großvater, Bel. Senior des lutherischen Gymnasiums zu Presburg, weckte durch ein historisch-geographisches Werk über Ungarn zuerst seine Neigung für das Studium der Geschichte. Er ging 1749 nach Klosterbergen, dann 1751 nach Göttingen und, im Jahr 1754 von seinem Obeim Bel, Prof. zu Leipzig, aufgefordert, begab er sich hierher, und betrat auch 1756 hier die Bahn eines akademischen Lehrers, wo er über Kirchengeschichte, morgenländische Sprachen, Geschichte der Theologie etc. las, und endlich Custos bei der Universitäts-Bibliothek, wie auch 1762 außerordentlicher Professor der Philosophie ward. Obgleich Anfangs gegen Schriftstellerei sehr abgeneigt, nahm er doch endlich, durch ökonomische Umstände bewogen, Buchhändler-Anträge an, gab Wochenschriften und Uebersetzungen, und bald nun auch Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten, nebst ihren Abbildungen (in 3 Bänden), in der Folge auch seine allgemeine Biographie (in 8 Theilen) heraus. Im Jahr 1767 erhielt er den Ruf als Prof. der Dichtkunst nach Wittenberg, wo er 1775 dem berühmten Historiker Ritter als Professor der Geschichte folgte, da er schon als Director der Universitätsbibliothek Vorlesungen über Kirchengeschichte gehalten hatte. Jetzt hielt er über Universal-, Literatur-, Reformations Geschichte, über Diplomatik, über deutsche Reichs- und Sachsische Geschichte etc. seine Vorlesungen, die er ganz frei – er legte nur blos Compendien dabei zum Grunde – vortrug, und auch diese mit bestimmter Ordnung und dem größten Fleiße fortsetzte bis ins Jahr 1806, wo der Ausbruch des Kriegs und nachher eine hartnäckige Krankheit ihm dieselben unmöglich machten. An seinem 75. Geburtstage (26. Jul. 1808), als er mehrere Werke [348] zu Bearbeitung des 9. Theils seiner Kirchengeschichte zusammentrug, hatte er das Unglück, von einer an das Repositorium angelegten Leiter herunter zu stürzen; dieser Fall, der ihm einen Beinbruch und eine starke Erschütterung des Rückgrads zuwege brachte, veranlaßte auch seinen Tod: er starb am I. Aug., eben so allgemein betrauert, als verehrt und geachtet, als einer der thätigsten, fleißigsten Lehrer, als einer der wichtigsten Geschichtschreiber, der gewiß immerfort in seinen Schriften, wie in seinen Zuhörern – Tausende von diesen wissen es, was sie ihm zu berdanken haben – fortlebt. Von jenen haben, außer den schon genannten Lebensbeschreibungen berühmter Gelehrten der allgemeinen Beographie, der Weltgeschichte für Kinder (6 Bände), der neuern Bearbeitung des Hilmar Curas etc. unstreitig seine Kirchengeschichte bis zur Reformation, in 35 Theilen, und dann die Fortsetzung derselben seit der Reformat. (wovon 7 Theile erschienen sind, der 8. ganz vollendet, und der 9. eben von ihm angefangen war) ihn unsterblich gemacht. Zum Schlusse stehen hier die Worte, die der würdige Superint. D. Ritsch am Grabe des Vollendeten – der übrigens in sehr glücklicher Verbindung mit einer Gattin, die er leidenschaftlich geliebt hatte, lebte, aber keins seiner, mit ihr erzeugten, Kinder am Leben behielt – so wahr und so eindringend sprach: »Wie viel hat er als Schriftsteller gewirkt und genützt! Mit welchen Denkmälern gelehrter Forschung, reifer Beurtheilung und feiner Darstellung hat er die Geschichte bereichert, dieses fruchtbare Feld des menschlichen Wissens, für welches er lebte und webte, und das er selbst für die Kindheit und frühere Jugend urbar und nutzbar zu machen suchte.«