Johann Ludwig Wilhelm Gleim

[395] Johann Ludwig Wilhelm Gleim (geboren zu Ermsleben im Halberstädtischen d. 2. April 1719) studirte zu gleicher Zeit mit Uz ungefähr 1740 zu Halle die Rechte. Er ward dann Sekretair beim Prinz Wilhelm (des Markgrafen Albrecht von Schwedt Sohne) und dann beim Prinz Dietrich von Dessau (dem sogenannten alten Dessauer); bald aber begab er sich nach Magdeburg, Berlin etc., bis er 1747 Sekretair des Domstifts Halberstadt und später selbst Canonicus zu Walbek wurde. So sehr auch die letzte Zeit seines Lebens durch Kränklichkeit, ja zuletzt [395] durch Blindheit getrübt wurde, so war er doch immer bei heiterm Geiste, und so starb er auch in seinem 84. Jahre (18. Februar 1803). Als Dichter hatte er einen bedeutenden Ruf, ob er gleich die von ihm gedichteten Lieder in einer vollständigen Sammlung hervortreten zu lassen niemals sich entschließen konnte; und als er endlich dahin gebracht wurde, die bedeutendsten seiner Producte bei Göschen herauszugeben, da hinderte es sein Tod! Unter so vielen seiner Gedichte machten zuerst die Kriegslieder des preußischen Grenadiers Aufsehen; und eben so haben auch sein Halladat, seine Episteln, seine Sinngedichte etc. ihm seinen Dichterruf erhalten. Witz und Schalkheit, Güte und Sanftheit zeichnen immer seine Werke aus. Sein herrlicher, offener, liebevoller Charakter verschaffte ihm sehr viel Freunde, und ein Uz, ein Kleist, ein Lessing, ein Michaelis, ein Klopstok gehörten zu seinen Vertrauten. An den letztern sendete er noch die letzten Zeilen, nachdem er den Gebrauch seiner Augen verloren hatte. »Ich sterbe, lieber Klopstock! Als ein Sterbender sage ich: in diesem Leben haben wir für einander nicht genug gelebt. In jenem wollen wirs nachholen. Die Muse hat mich bis an den Rand des Grabes begleitet, und steht noch bei mir etc.«

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 395-396.
Lizenz:
Faksimiles:
395 | 396
Kategorien: