Rügen

[331] Rügen, diese durch ihre reichen und reitzenden Naturschönheiten so bekannte Insel, gehört zu Schwedisch-Pommern, und faßt auf 17 Quadrat-Meilen ungefähr 25,000 Einwohner, die im allgemeinen als gastfreie, biedre, mannhafte, für ihr Vaterland ganz[331] sich hingebende Menschen bekannt sind, und an allen Producten fürs Leben großen Ueberfluß haben. Die Strandbewohner und Fischer nur weichen in Rücksicht ihrer Sitten, Kleider und Gebräuche und auch ihres wilden und menschenscheuen Charakters von jenen ab. – Die Hauptstadt ist St. Bergen, in deren Nähe das Gebirge, der Rugard, mit wilden Bergen und Thälern durchmischt, einen der größten und lieblichsten Standpunkte gewährt. Das merkwürdigste ist das in seiner Art einzige Kreidegebirge: die Stubbenkammer. Dieses aus den Fluthen der Ostsee sich erhebende Gebirge bildet, eine halbe Meile entlang, den Strand der Halbinsel Jasmund, bald steile, glatt gethürmte Felsen etc., bald allmälig sich zur See hinab windende buschige, quellenreiche Klüfte, und alle Reisende kommen dahin überein, daß es den höchsten Genuß gewähre, von dem erreichbaren Standpunkte der jähesten und höchsten Klippe (des Königstuhls) auf das Ganze hinzuschauen. Aber fast mit jedem Jahr ändert es auch seine Gestalt, indem von den Stürmen ganze Felsenpfeiler ins Meer gestürzt werden. – Einer unsrer beliebtesten Dichter, Kosegarten, begleitet eine von den vorzüglichsten Pfarrstellen (zu Altenkirchen auf Wittow), welche überhaupt wegen ihrer ansehnlichen Ländereien und Gerichtsherrschaft die beträchtlichsten in Deutschland sind, und wovon besonders vier (zu denen Altenkirchen auch gehört) wegen ihrer vorzüglichen Bedeutendheit im Scherz die Vierfürsten von Rügen genannt werden.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 331-332.
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