Abhärtung

[8] Abhärtung ist für den Körper, wie für den Geist nothwendig, wenn sich der Mensch im höhern Lebensalter wohl befinden und die unvermeidlichen Beschwerden des Lebens ertragen soll. Zu körperlicher Abhärtung, welche in der Gewöhnung besteht, Einwirkungen, die dem Verweichlichten schädlich werden, ohne Nachtheil für die Gesundheit zu ertragen, muß gesunden und mit größerer Vorsicht auch schwächlichen Kindern schon in frühester Jugend Gelegenheit gegeben werden. Läßt man sie in freier Luft sich bei angemessener Beschäftigung bewegen, so nehmen Kraft und Gesundheit derselben sichtbar zu; gewöhnen sich allmälig an jede Witterung und lernen körperliche Anstrengungen leichter ertragen. Die geistige Abhärtung, vorbereitet durch die körperliche, besteht darin, daß das Kind den Eigensinn unterdrücken, Entbehrungen, als Hunger und Durst, ertragen und sich selbst beherrschen lernt. Doch auch in der Abhärtung kann man zu weit gehen, wie dies vor etwa 60 Jahren der Fall war, wo durch sinnlose Behandlung selbst Neugeborener oft Blödsinn und Siechthum fürs ganze Leben veranlaßt wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 8.
Lizenz:
Faksimiles:
8
Kategorien: