[136] Athlēten, d.h. Kämpfer, hießen bei den Griechen Diejenigen, die sich ganz dem Studium der athletischen Gymnastik widmeten und bei feierlichen Veranlassungen öffentlich kämpften. Die athletische Gymnastik oder Palästrik umfaßte fünferlei Übungen, welche die Griechen Pentathlon, d.h. Fünfkampf, nannten, nämlich das Ringen, den Faustkampf, das Werfen mit dem Discus oder der Wurfscheibe und mit der Lanze, das Springen und Laufen, weshalb auch Diejenigen, welche alle fünf Arten übten, Penthathleten hießen. Die meisten Athleten aber waren blos Ringer und Faustkämpfer und hießen, wenn sie zu gleicher Zeit rangen und schlugen, Pankralisten. Sie kämpften nackt, theils stehend, theils sich auf der Erde wälzend und streng war es verboten, am Leibe anzupacken. Beim Ringen legten die Kämpfer entweder die Arme umeinander oder faßten einander bei den Händen; dann aber galt es, den Gegner, namentlich durch Überbiegen, in eine solche Lage zu bringen, daß er unfähig wurde, länger Widerstand zu leisten. Beim Faustkampfe oder dem Pugilal wurde die Hand mit einem starken ledernen Riemen umwickelt, in welchem sich Stücke Blei befanden, und hierbei kam es besonders darauf an, durch geschickte Wendungen dem Schlage auszuweichen. Die Athleten hatten eine angemessene Diät zu beobachten, mußten im Genusse sehr enthaltsam sein und und bereiteten sich im Allgemeinen durch anstrengende Arbeiten zum Kampfe vor. Um bei den großen Nationalspielen aufzutreten, mußten sie zuvor zehn Monate lang unter der Leitung der sogenannten Gymnasiarchen sich üben, worauf dann die Proben der auszuführenden Kämpfe vorgenommen wurden. Nachdem sie sich gebadet, die Haut gesalbt und dann mit Sand bestreut hatten, stellten sie sich, wenn die Festspiele beginnen sollten, den Kampfrichtern und dem versammelten Volke vor, worauf zunächst ein Herold fragte, ob Jemand einem der Athleten mit Wahrheit vorwerfen könne, daß er Fesseln getragen, oder ein lasterhaftes Leben geführt, oder daß er der Verwandte eines Verbrechers sei. Hierauf verpflichteten sich die Athleten zur Beobachtung der Kampfgesetze, das Loos bestimmte die kämpfenden Paare und der Kampf begann. Dieser endete nicht eher, bis einer der Kämpfenden entkräftet zu Boden sank, oder sich für besiegt erklärte. Den Sieger lohnte der Jubel der Menge; im Triumph führte man ihn über den Kampfplatz und wies ihn dann einen der Ehrensitze an; daheim aber ward er der Stolz seiner Vaterstadt und bis zu seinem Tode erhielt er jährlich aus der Staatskasse ein Ehrengeschenk. Dichter priesen seinen Ruhm in begeisterten Gesängen; sein Name ward in die Annalen des Staats eingetragen und die Olympiade, in welcher er gesiegt, nach ihm benannt.