[159] Auto da Fe hieß in Spanien der seit dem Ende des 15. Jahrh. äußerst festlich begangene Tag, an welchem die von der Inquisition Verurtheilten verbrannt wurden. Um die Sache desto feierlicher zu machen, wählte man dazu einen Sonn- oder Festtag, und zwar zwischen dem Dreieinigkeitsfeste und der Adventszeit. Das Beginnen des grausamen Schauspiels, das man Glaubenshandlung nannte, verkündete das Läuten aller Glocken. Hierauf setzte sich der Zug durch die Hauptstraßen der Stadt nach der Kirche in Bewegung. Denselben eröffneten die Dominikaner unter Vortragen der Fahne der Inquisition. Ihnen folgten zunächst Die, welche blos Buße zu thun hatten und dann, nur durch ein großes Kreuz, welches den erstern nachgetragen wurde, von ihnen geschieden, die zum Feuertode Verurtheilten. Sie waren bekleidet mit dem Sanbenito, einem safranfarbenen Bußkleide, welches auf der Brust und dem Rücken mit dem Kreuz, übrigens mit Teufelslarven scheußlich bemalt war, und auf dem Kopfe trugen sie spitzige Mützen. Unter ihnen sah man auch die Bildnisse Derer, welche die Inquisition nicht hatte erreichen können oder die ihr entflohen waren, sowie Gebeine verurtheilter Todter in schwarzen, mit teuflischen Bildern bemalten Särgen. Den Zug schlossen Mönche und Priester. Nach beendetem Gottesdienste in der Kirche ward den Verurtheilten nochmals ihr Urtheil vorgelesen, während dessen sie mit einer ausgelöschten Kerze vor dem Crucifixe standen; hierauf gab ein Diener der Inquisition einem Jeden der Verurtheilten einen Schlag auf die Brust, zum Zeichen, daß die Inquisition sich nun von ihnen lossage und sie der weltlichen Obrigkeit überlasse. Diese übernahm sie und sogleich begann der Zug nach dem Scheiterhaufen. Diejenigen, welche sich hier noch zum katholischen Glauben bekannten, wurden vorher erdrosselt, die übrigen aber lebendig verbrannt. Wie zu einem Siegesfeste strömte das Volk zu den Autos da Fe; selbst die Könige mit ihrem ganzen Hofe und die obersten Staatsbeamten hielten es für ihre Pflicht und für verdienstlich, ihnen beizuwohnen; erst im 18. Jahrh. singen sie an seltener zu werden.