Baden [2]

[166] Baden ist der Name dreier durch ihre Heilquellen berühmter Städte. B., im Mittelrheinkreise des Großherzogthums Baden, auch Baden-Baden genannt, mit 4400 Einw., einer der besuchtesten deutschen Kurorte, liegt in einem reizenden Thale des Schwarzwaldes, von Wein- und Waldgebirgen umschlossen, am Fuße der Höhe, die das alte Schloß trägt, in welchem lange Jahre die Residenz der Markgrafen von Baden war und in dessen zahlreichen unterirdischen Gewölben die heilige Vehm ihre Sitzungen gehalten haben soll. Die Heilquellen von B. waren schon den Römern bekannt, erhielten aber ihren jetzigen großen Ruf erst im 16. und 17. Jahrh. Das Wasser der verschiedenen sehr zahlreichen Quellen ist hell, hat den Geschmack und Geruch versalzener Fleischbrühe und eine Wärme, welche, je nach den Quellen, von 43–54° R. steigt. Die wichtigste und stärkste von ihnen ist die sogenannte Hauptquelle oder der Ursprung. Ihr Wasser wird am Häufigsten als Bad gebraucht, doch auch getrunken, in der Gestalt von Dämpfen angewendet und vorzüglich empfohlen bei hartnäckigen Gichtbeschwerden, Lähmungen, langwierigen Hautausschlägen und Unterleibsstockungen. – B., im Kreise unter dem Wienerwalde in Niederöstreich, drei Meilen von Wien, mit 2600 Einw., am Fuße der cetischen Gebirge, anmuthig gelegen, ist die Sommerresidenz mehrer Erzherzöge von Östreich. Von den romantischen Umgebungen sind das Helenen- oder Klausenthal, die schön gelegenen Ruinen der Burgen Rauhenstein, Rauheneck und Scharfeneck besonders reizend. Die Heilquellen, denen die Stadt Dasein, Namen und Berühmtheit verdankt, kannten ebenfalls schon die Römer. Sie kommen theils in der Stadt selbst, theils in der Nähe derselben zu Tage. Ihr vollkommen klares Wasser wird an der atmosphärischen Luft leicht trübe und hat einen durchdringenden Schwefelgeruch und Geschmack; die Dämpfe, welche von ihnen aufsteigen, erfüllen die Atmosphäre dergestalt, daß noch so gut verwahrte metallene Gegenstände bald anlaufen und schwarz werden. Alle Quellen strömen sehr stark; die älteste und stärkste von ihnen, der Ursprung, gibt in 24 Stunden 13,440 Eimer. Ihre Wärme ist verschieden; die heißesten, gegen 30° R., sind die des Ursprungs, des Frauen- und Josephsbades. An den Wänden derselben setzt sich eine salzige, gelbliche Masse ab, welche unter dem Namen des badener Salzes bekannt ist. Man bedient sich ihrer als Wasser-, als Dunst- oder Qualmbäder und zur Douche; nur wenig aber innerlich. In der Regel badet man gemeinschaftlich; die Bäder fassen 40–150 Personen; doch wird auch einzeln gebadet. Besonders rühmt man ihre Wirksamkeit bei hartnäckigen rheumatischen und gichtischen Leiden, bei Lähmungen, manchen Brustbeschwerden, Unterleibsstockungen, in der Hysterie, bei manchen Geschwülsten und Verhärtungen, alten Geschwüren und Hautausschlägen. – B. in der Schweiz, im Canton Aargau, an der Limmat, mit 1700 Einw., wurde ebenfalls von den Römern der Heilquellen wegen gegründet und man findet noch jetzt daselbst viele röm. Alterthümer. Geschichtlich bekannt wurde dieser Ort überdies durch die bis 1712 hier gehaltenen Tagsatzungen der Eidgenossenschaft und den 1714 zwischen dem deutschen Reiche und Frankreich abgeschlossenen Frieden. Die fünf warmen Quellen, deren wichtigste den Namen St.-Veronica führt, befinden sich am Ufer der Limmat. Ihr Wasser ist klar, riecht nach faulen Eiern und ist fast kochend warm, weshalb auch Bäder, zu denen es am Gewöhnlichsten benutzt wird, um die nöthige Abkühlung zu erlangen, acht bis zehn Stunden vorher zubereitet werden müssen. Sie werden bei allerlei Hautkrankheiten, Gicht, manchen nervösen Übeln u.s.w. mit gutem Erfolge gebraucht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 166.
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