[258] Bizarrerie wird diejenige Verirrung des Geschmacks in Gegenständen der Kunst und der Sitte, sowie die Abweichung vom Natürlichen und Üblichen genannt, welche aus Eitelkeit oder einem falschen Bestreben, Außerordentliches hervorzubringen, nach dem Ungewöhnlichen und Seltsamen hascht, allein nur das Ungereimte und Abgeschmackte zu Wege bringt. Was das Genie mit Kraft und Klarheit eigenthümlich Schönes schafft, will der Bizarre durch berechnete Künstelei oder durch phantastische Spielereien erreichen oder gar übertreffen. Der bizarre Geschmack kann das Eigenthum ganzer Völker werden, wie bei den Chinesen, welche die widernatürliche Form der Füße ihrer Frauen schön finden, während wir uns mit Widerwillen davon abwenden.