Eylau

[714] Eylau, ein Städtchen mit 2000 Einw., am Arschensee, sechs M. von Königsberg in Preußen gelegen und daher preuß. E. genannt, ist durch die danach benannte, am 7. und 8. Febr. 1807 von den vereinigten Russen und Preußen und den Franzosen dort gelieferte Schlacht geschichtlich merkwürdig geworden. Die Franzosen hielten in Folge der während des Feldzugs von 1806 und zuletzt am 26. Dec. über die Russen bei Pultusk errungenen Vortheile das rechte Ufer der Weichsel besetzt und beabsichtigten die schleunige Eroberung von Danzig und Ostpreußen. Dagegen machten die bis an den Niemen zurückgegangenen Russen unter dem Oberbefehl des Generals Benningsen (s.d.) mitten im Winter den Versuch, sich wieder zu Herren der untern Weichsel bei Thorn zu machen, dadurch die bedrohten Festungen Danzig, Kolberg und Graudenz zu entsetzen und die Franzosen zu nöthigen, Warschau zu verlassen. Kaum hatte gegen Ende des Jan. 1807 Napoleon die Absicht des Feindes erkannt, so versuchte er seinerseits den vorrückenden Russen den Rückzug hinter den Pregel abzuschneiden. Durch einen aufgefangenen franz. Adjutanten noch zeitig genug davon unterrichtet, setzte Benningsen aber seine Bewegung gegen die Weichsel nicht fort, sondern zog sich seit dem 1. Febr. unter täglichen Gefechten, zwar mit Verlust, aber mit Ruhe und Besonnenheit zurück. Bei E. hoffte Napoleon endlich einen entscheidenden Sieg zu gewinnen, allein es gelang ihm am 7. Febr. nur mit großem Verlust, sich des Städtchens und der davorliegenden Höhen zu bemächtigen. Am Morgen des 8. Febr. versuchten die Russen durch einen Angriff in Masse E. wieder zu nehmen, während Napoleon die Marschälle Ney und Davoust abgeschickt hatte, den linken und rechten Flügel des Feindes zu umgehen. Mislang der Angriff der Russen, so blieben dagegen auch die Anstrengungen der Franzosen fruchtlos, das russ. Mitteltreffen zu durchbrechen. Als aber gegen Abend Davoust den russ. linken Flügel umgangen hatte und das Mitteltreffen dadurch genöthigt war, sich ebenfalls zurückzuziehen, würde Napoleon doch noch entscheidend gesiegt haben, wenn nicht das vom General Lestocq geführte preuß. Heer noch auf dem Schlachtfelde eingetroffen und dem russ. linken Flügel zu Hülfe geeilt wäre, das Dorf Kuschitten mit Sturm genommen und die Schlacht wieder hergestellt hätte. Wäre von Benningsen dem Verlangen des preuß. Generals entsprochen und ihm zu einem Angriffe hinreichende Verstärkung bewilligt worden, so hätte der rechte Flügel der Franzosen gänzlich geschlagen werden können. So aber schrieben sich beide Theile den Sieg in einem Kampfe zu, an dem ungefähr 200,000 M. mit 300 Kanonen auf beiden Seiten Theil genommen hatten und wobei die Russen und Preußen gegen 12,000 Todte und 18,000 Verwundete, die Franzosen gegen 42,000 Mann verloren. Letztere nahmen nach einigen Tagen ihre Stellung an der Weichsel, die Russen die ihrige am Niemen wieder ein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 714.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: