[433] Hygromēter, d.h. Feuchtigkeitsmesser, auch Hygroskop, nennt man verschiedene Instrumente, welche man benutzt, um den Feuchtigkeitszustand der atmosphärischen Luft kennen zu lernen, von welchem zum Theil das Wetter, das eben herrschende und das demnächst zu erwartende, abhängt.
Es gibt eine große Anzahl von Stoffen (sogenannte hygroskopische Substanzen), welche durch die größere oder geringere Feuchtigkeit mehr oder weniger verändert werden, und diese Stoffe sind es namentlich, deren man sich zur Herstellung von Hygrometern bedient hat. Bekannt sind die sogenannten holländ. Hygrometer, welche aus einem kleinen Häuschen von Pappe bestehen, in dem ein Stück Darmsaite senkrecht herabhängt und eine runde Pappenscheibe trägt. Auf dieser stehen zwei Puppen, eine männliche mit einem Regenschirm und eine weibliche mit einem Fächer, welche so gestellt sind, daß bei feuchter Luft, wo also Regen zu erwarten steht, in Folge der Aufdrehung der Saite durch die Feuchtigkeit, die männliche Puppe aus der ihr entsprechenden Thüröffnung des Häuschens tritt, während bei trockener Luft die Dame erscheint. Diese und ähnliche Vorrichtungen werden jetzt nur als Spielereien betrachtet, denn man verlangt gegenwärtig von einem Hygrometer, daß er nicht nur im Allgemeinen, sondern genau den Grad des Feuchtigkeitszustandes der Atmosphäre angebe. Ein schon besseres, aber immer auch noch sehr ungefähres Hygrometer ist dasjenige, welches man aus der Frucht von Geranium gruinum (s. Geranien) verfertigt. Diese Frucht, welche sich desto mehr spiralförmig zusammenzieht, je trockener die umgebende Luft ist, wird im Mittelpunkte eines, wie die nachstehende Abbildung zeigt, eingetheilten Kreises befestigt. Kunstvoller und genauer sind das von Saussure mittels eines gespannten, [433] ausgelaugten Menschenhaares sorgfältig hergestellte und das von Deluc aus einem seinen Fischbeinstreifen verfertigte Hygrometer. In neuerer Zeit hat man jedoch alle Hygrometer verworfen, bei denen das Verhalten einer hygroskopischen Substanz beobachtet wird, weil man gefunden hat, daß alle diese Substanzen mit der Zeit ihre Empfindlichkeit immer mehr verlieren, und daß die Einwirkung der Feuchtigkeit auf sie nicht in dem Verhältnisse zunimmt, in welchem sie selbst wächst. Daniell hat daher ein Hygrometer angegeben, dessen Beobachtung zwar minder bequem als die der bisher gebräuchlichen Hygroskope ist, welches aber durch Genauigkeit sich auszeichnet. Das Princip, auf welchem dasselbe beruht, ist dies, daß der Feuchtigkeitszustand der Atmosphäre aus der Temperatur eines Gefäßes bestimmt wird, welche dieses in dem Augenblicke hat, wo sich die wässerigen Dünste der Luft in flüssiger Gestalt an ihm niederschlagen. Es ist eine bekannte Sache, daß kalte Gefäße sogleich beschlagen, wenn sie in eine wärmere Luft gebracht werden, und man kann sehr genau aus dem Kältegrade, welchen das Gefäß haben muß, damit ein solches Beschlagen nur eben eintreten kann, den Dunstgehalt, d.h. den Feuchtigkeitszustand der Atmosphäre, berechnen. Noch genauer und zur Beobachtung bequemer ist das von August erfundene Hygrometer, auch Psychrometer genannt. Bei diesem Instrumente schließt man aus der Menge des Wasserdampfs, den die Luft bei der herrschenden Temperatur noch aufnimmt, auf die Menge des bereits in ihr enthaltenen.