Idylle

[438] Idylle, auch Ekloge oder bukolisches Gedicht, wird eine Gattung poetischer Darstellungen genannt, in welcher das Stillleben einfacher und durch keine Cultur überbildeter Menschen geschildert wird. Da gemäß dem Bildungsgange des Menschengeschlechts die dem Naturzustande noch am nächsten stehende und doch schon über die Roheit des Wilden hinausgegangene Lebensweise die des Hirten ist, so pflegt man häufig Hirten nach ihren einfachen Lebensverhältnissen in der Idylle darzustellen und diese selbst daher wol auch Hirtengedicht, Schäfergedicht zu nennen. Der griech. Dichter Theokrit kann als Schöpfer der idyllischen Poesie betrachtet werden. Ihm folgten die Griechen Moschus und Bion und der Römer Virgil. Aber schon in der Poesie der ältesten Völker finden sich idyllische Anklänge. Unter den Deutschen ist namentlich Geßner als Idyllendichter berühmt geworden, doch enthalten seine Schilderungen wenig poetische Wahrheit und eine oft zur Empfindelei ausartende Empfindsamkeit. Voß's »Luise« und Goethe's »Hermann und Dorothea« sind, namentlich das letztere Gedicht, die durch Wahrheit und poetischen Gehalt ausgezeichnetsten deutschen Idyllen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 438.
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