Insekten

[449] Insekten (die), auch Kerbthiere oder Einschnittler genannt, bilden die sechste Thierclasse und zeichnen sich im Allgemeinen durch einen kalten, weißen Saft aus, welcher ihnen die Stelle des Bluts zu ersetzen scheint, durch zwei Fühlfäden und durch eingelenkige, hornartige Füße, deren sie der Regel nach sechs haben. Bei den meisten Insekten sind Kopf, Brust und Hinterleib durch, oft sehr tiefe, Einschnitte oder Kerben getrennt, und von diesem Umstande hat die ganze Classe den Namen. Merkwürdig sind ferner die Verwandlungsstufen, welche die meisten Insekten durchzumachen haben, ehe sie zu dem Zustande höchster Ausbildung kommen, in welchem sie erst im Stande sind, sich zu begatten und fortzupflanzen. Mit wenigen Ausnahmen, welche lebendige Junge zur Welt bringen, legen die Insekten Eier, aus denen die Larve, Made, Engerling oder Raupe auskriecht, die sich in eine Puppe oder Nymphe verwandelt, aus der endlich das vollkommene Insekt hervorgeht. Sämmtliche Insekten haben ein sehr kurzes Leben, ja einige leben nur wenige Stunden. Nach Linné werden die Insekten in sieben Ördnungen eingetheilt: 1) Käfer, lat. Coleoptera, mit zweihäutigen, zusammengefalteten Flügeln, welche unter zwei hornartigen Decken liegen; 2) Halbflügler, lat. Hemiptera, mit vier kreuzweise zusammengelegten, gerade ausgestreckten, meist zur Hälfte hatten oder pergamentartigen Flügeln; 3) Schmetterlinge, Schuppenflügler, lat. Lepidoptera, mit vier sein geschuppten oder bestaubten Flügeln; 4) Nervenflügler, lat. Neuroptera, mit vier netzförmigen, durchsichtigen Flügeln; 5) Hautflügler, lat. Hymenoptera, mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln; 6) Zweiflügler, lat. Diptera, mit zwei unbedeckten Flügeln; 7) ungeflügelte, lat. Aptera. In neuerer Zeit hat man noch verschiedene Unterabtheilungen gemacht. Was die einzelnen Organe der Insekten betrifft, so gebt ihnen zunächst der den Thieren höherer Gattungen eigenthümliche Knochenbau ab, sodaß ihr Körper Halt und Festigkeit nicht von Innen, sondern durch die äußere Bedeckung erhält. Diese ist daher in der Regel mehr oder weniger hart und oft noch mit panzerartigen Stücken, Decken von Haaren, Schuppen oder Federn versehen. Statt des Herzens haben die Insekten einen eigenthümlich gebauten, längs des Körpers liegenden Kanal, statt der Langen eine große Menge von Luftröhren. Die Anzahl der Muskeln der Insekten ist zum Theil sehr groß, daher diese Thiere auch eine sehr große Kraft im Verhältniß zur Schwere ihres Körpers besitzen. Die ausgebildetsten Sinneswerkzeuge der Insekten sind die Augen, von denen man zwei verschiedene Arten unterscheidet, nämlich einfache und zusammengesetzte. Jene sind glatt und einzeln stehend, diese liegen an beiden Seiten des Kopfs und sind wie mit Facetten (kleinen, vielkantigen Flächen) zugeschnitten. Die einfachen Augen haben auch in ihrer Zusammensetzung mit den Augen der Säugthiere Ähnlichkeit, sind aber bei den verschiedenen Insekten verschieden. Bei den zusammengesetzten Augen bildet jede einzelne Facette ein besonderes Auge und ihre Anzahl ist sehr verschieden. Bei Blumenkäfern hat man über 25,000 Facetten an Einem Auge gezählt. Die Stubenfliege hat über 4000 Facetten im Auge. (Vgl. Fliege, wo ein solches Auge vergrößert abgebildet ist.) Die Augen der Insekten sind unbeweglich und die vielen Facetten müssen ihnen die Beweglichkeit ersetzen. Der Mund der Insekten ist sehr verschiedenartig gebildet. Andere Sinneswerkzeuge kann man nicht mit Gewißheit an ihnen nachweisen, obschon sie Geruch und Gehör, wenigstens zum Theil, zu haben scheinen, und höchst wahrscheinlich dienen die Fühler als Organe des Gehörs. – Die Lehre von den Insekten, die Insektenkunde oder Entomologie ist übersichtlich und vollständig von H. Burmeister »Handbuch der Entomologie« (2 Bde., Berl. 1832–35) bearbeitet worden. Wie von den übrigen Thierclassen, so hat man auch von den Insekten eigne Sammlungen, Insektenkabinette, angelegt, in denen die Insekten theils getrocknet und auf Nadeln aufgespießt, theils in Spiritus aufbewahrt werden. Auch die in Bernstein oder Kopal eingeschlossenen und die seltenen, versteinert aufgefundenen, vorweltlichen [449] Insekten werden in diesen Sammlungen aufgestellt. Berlin, Paris, Wien und Leyden haben die bedeutendsten öffentlichen Insektensammlungen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 449-450.
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