[549] Karavanserais (Karavanenhäuser) ersetzen im Orient, namentlich in Persien, den Mangel der Gasthäuser für die in der Regel in großen Gesellschaften, Karavanen, ankommenden Reisenden.
Sie sind zum Theil prachtvolle Gebäude, welche von dem Wohlthätigkeitssinne einzelner reicher Privatleute oder von den Fürsten gebaut und zum Theil mit großer Pracht aufgeführt, aber hinsichtlich der Vollständigkeit ihrer Einrichtung, Größe und Pracht sehr verschieden sind. Die nachstehende Abbildung stellt eine der vollkommensten Karavanseraien vor. Den äußern Umfang bildet eine hohe, zum Theil mit Nischen verzierte Mauer, welche in der Regel ein großes Viereck bildet. In der Mitte der einen Seite dieses Vierecks befindet sich ein großer Thorweg, der oft mit einem stattlichen Überbaue versehen ist, in welchem sich Zimmer für vornehmere Gäste oder zur Verrichtung der Andacht befinden, und innerhalb des Eingangs sind zuweilen Verkaufsläden eingerichtet, in denen Lebensmittel u. dgl. ausgeboten werden. Zu den Seiten des Thorwegs haben die Aufseher über die Karavanserais ihre Wohnungen. Inwendig bildet das Karavanserai einen viereckigen Hof, der rings von einem Säulengange eingeschlossen wird, hinter welchem die etwas erhöhten. nach vorn geöffneten, einzelnen Gemächer sich befinden. In den Gemächern sind Wandschränke angebracht und im Hintergrunde befindet sich die Thür zu einem kleinern, nur bei schlechtem Wetter und von Frauen benutzten Gemache. In der Mitte jeder Seite des Vierecks ist ein höheres und größeres Gemach angebracht, welches zum Versammlungsorte der Reisenden dient. In der Mitte des Hofes ist ein Brunnen oder ein unterirdisches Gemach, dessen gemauerte Decke sich etwas über den Boden erhebt. Hier finden die Reisenden während der Mittagshitze Kühle. In den Ecken des Hauptbaues führen Treppen auf das platte Dach des Gebäudes, auf dem die Perser [549] die Nacht zuzubringen pflegen und hinter dem innern Gebäude, zwischen ihm und den Ringmauern, sind Ställe für die Thiere und Gemächer für die Wärter derselben. Alles, was der Reisende zu seiner Bequemlichkeit gebraucht, muß er mit sich führen, indem sich gar keine Geräthschaften in dem Karavanserai vorfinden. Ost sind hier nicht einmal Lebensmittel, Holz und Wasser zu bekommen. Die Aufwärter der Karavanserais erhalten keine Bezahlung, sondern nur zuweilen eine Belohnung für geleistete Dienste, welche von dem guten Willen des Reisenden abhängt.