Leier

[722] Leier (griech. und lat. Lyra) war ein Saiteninstrument bei den Griechen und Römern, das aus einem einfachen oder verzierten Fußgestelle bestand, von welchem aus zwei sich gegenüberstehende, nach Belieben gebogene Hörner gingen, die zuoberst ein Stab. verband. Von diesem aus nach dem Fußgestelle nun waren die Saiten gezogen, deren Anzahl sich zuhöchst auf neun belief. Die Saiten wurden zuerst mit einem Stäbchen, Plektrum genannt, später durch Fingergriffe zum Tönen gebracht. – Die deutsche oder Bauernleier ist ein jetzt veraltetes Instrument, das auf der einen Seite die Form eines viereckigen Kastens, auf der andern die des untern Theils einer Geige hat. An dem Kasten ist eine Claviatur von 10–12 Tasten angebracht, durch deren Druck zwei von den vier innerhalb befindlichen Darmsaiten verkürzt und dadurch höhere oder tiefere Töne hervorgebracht werden. Das Tönen der Saiten aber wird erzeugt durch ein diese berührendes, mit Colophonium bestrichenes Rad, welches man durch eine Kurbel von außen in Bewegung setzt. Die andern beiden Saiten, im Einklange gestimmt, bilden den Baß. – Der Leierkasten, auch Leier-, Trag- oder Drehorgel[722] genannt, ein noch jetzt übliches musikalisches Instrument, ist eine in einem Kasten befindliche Orgel, welche statt durch eine Tastatur, durch eine mit Stiften versehene Walze, durch die die Pfeifen geöffnet werden, zum Tönen gebracht wird, indem ein Blasebalg, durch dieselbe Kurbel, welche die Walze umdreht, in Bewegung gesetzt, die Luft einbläst.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 722-723.
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