Muttermale

[228] Muttermale werden theils Flecken, theils Knoten, Geschwülste, warzenförmige oder andere Auswüchse von verschiedener Farbe, Gestalt und Größe genannt, welche in der Haut und zwar meist in dem unter der Oberhaut befindlichen Schleimgewebe ihren Sitz haben und wenn angeboren, schwer oder gar nicht auszurotten sind. Sie kommen am häufigsten im Gesicht, an der Brust und an den Vorderarmen vor und haben meist eine braune, oft aber auch eine dunkle, blaurothe Farbe. Diese widernatürliche, immer scharf begrenzte Färbung verändert sich in der Regel wenig oder gar nicht, der Zustand der Seele, des Athemholens und Blutumlaufs wechsele wie er wolle. Bald sind die Muttermale ganz glatt, bald mit einem filzigen Flaum oder Seidenhaaren, oder mit einer Art harter und pinselförmiger Borsten bedeckt und ragen nur wenig oder gar nicht über die Oberfläche der Haut empor. Gewöhnlich machen sie keine Fortschritte; geschieht es aber, so nehmen sie eher eine dunklere Farbe an, als daß sie größer werden. Andere Muttermale sind allerdings mit einer Erhöhung über die Hautoberfläche verbunden und bestehen dann meist aus erweiterten und untereinander vielfach verzweigten und verworrenen Blutgefäßen, die verschiedenartige Gestaltungen annehmen können, welche man mit Johannisbeertrauben, Maulbeeren, Erd- und Himbeeren u. dgl. verglichen hat. Solche Geschwülste beobachtet man sehr gewöhnlich an den Lippen, Nasenflügeln, Augenlidern, Ohren, Wangen, am Halse, der Brust und den Geschlechtstheilen. Weder sie noch die schon besprochenen Flecken verursachen einen Schmerz und da sie überdies, so lange sie nicht gereizt werden, keine bedenkliche Entartung fürchten lassen, so ist es immer wohlgethan, sie unangetastet sich selbst zu überlassen, zumal sie nie ohne eine ebenfalls entstellende Narbe entfernt werden können. Auf welche Weise übrigens die Muttermale entstehen, ist noch völlig unerforscht; sonst glaubte man, sie entständen in Folge des sogenannten Versehens oder, wenn auch das nicht, doch unter Vermittelung des Einflusses, den die Einbildungskraft der Mutter auf das unter dem Herzen getragene Kind ausübe.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 228.
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