[267] Nestel wird vorzugsweise im Oberdeutschen das nestähnliche Geflecht genannt, in welches die Frauen ihr Haar ordnen; außerdem versieht man darunter die schmalen Riemen und Schnüre, welche zum Zuschnüren und Zubinden von Kleidungsstücken dienen und an den Enden mit einem Stückchen Blech umschlossen zu sein pflegen.
Mit der letztern Bedeutung verwandt ist auch der Ausdruck Nestelknüpfen, unter dem man eine der zahllosen, in den ältesten Zeiten schon bekannt gewesene, abergläubige und vermeintlich zauberische Handlung versteht, mittels der einem Manne, in Beziehung zu dem sie vorgenommen wird, das männliche Vermögen so lange entzogen werden könne, als der angebliche Zauber nicht gehoben worden ist. Dieser bestand gewöhnlich darin, daß unter abergläubigen Gebräuchen und mit Hersagung gewisser Sprüche an einem Leichensteine, auf einem Kreuzwege oder andern dazu vermeintlich günstigen Orten drei Knoten geknüpft wurden, und ebenso gab es abergläubige Vorschriften, wie man solchen Angriffen begegnen oder sie unwirksam machen könne. Im Mittelalter dehnte der Wahn die abergläubige Wirksamkeit solches Knotenknüpfens noch weiter aus und man gab vor, einem Müller dadurch das Mahlen, den Dieben das Einbrechen und Bestehlen eines Hauses, den Handelsleuten den Verkauf ihrer Waaren an bestimmten Orten verwehren, ja selbst Jemand hieb- und schußfest dadurch machen zu können. Wie stark der Glaube an das Nestelknüpfen war, beweist die damals darauf gesetzte Strafe der Enthauptung.