[325] Octavĭa, Schwester des röm. Kaisers Augustus (s.d.) und Gemahlin des Triumvir M. Antonius (s.d.), war schon mit M. Marcellus vermählt gewesen, als sie die zweite Ehe vorzüglich mit in der Absicht einging, um ihres Bruders Freundschaft mit Antonius zu befestigen. Dieser aber zog der keuschen Schönheit und dem edeln Charakter seiner Gattin den Genuß üppiger Vergnügungen vor und ward endlich von den Reizen der Kleopatra (s.d.) so gänzlich gefesselt, daß er auf die Gefahr hin, den von der ebenso klugen als vaterlandsliebenden O. schon mehrmals vermittelten offenen Bruch mit ihrem Bruder und damit einen Bürgerkrieg im röm. Reiche herbeizuführen, ihr auf Anstiften der Kleopatra verbot, in seiner Nähe zu bleiben und sie endlich ganz verstieß. O. hatte sich bisher auf das zärtlichste mit der Erziehung der Kinder des Antonius aus ihrer, sowie aus seiner ersten Ehe beschäftigt und durch ihren Edelmuth die allgemeine Achtung der Römer erworben. Auch jetzt nahm sie alle Kinder, des Antonius nicht anwesenden ältesten Sohn ausgenommen, mit sich und beklagte es bis an ihren im I. 12 v. Chr. erfolgten Tod, daß sie doch noch mit Ursache des zwischen den beiden Nebenbuhlern ausbrechenden Bürgerkrieges wurde. Der röm. Senat wollte ihre Bestattung durch besondere Ehrenbezeugungen auszeichnen, was aber ihr Bruder ablehnte.