Optimismus

[344] Optimismus ist der lat. Name der philosophischen und religiösen Lehrmeinung von der besten Welt, als welche von ihr das Weltall betrachtet wird, das wir auch allerdings für das vollkommenste halten müssen, da es das einzige und auch kein Mensch im Stande ist, ein vollkommeneres sich vorzustellen. Durch Leibnitz (s.d.) wurde die schon [344] im Alterthum entstandene Lehre von der besten Welt auf religiöses Gebiet versetzt, indem er aus den durchaus vollkommenen Eigenschaften Gottes ableitete, daß derselbe nicht blos die beste Welt gekannt, sondern vermöge seiner Güte und Allmacht auch geschaffen haben müsse. Nur unsere beschränkte Einsicht glaube daher im Einzelnen Übel zu erblicken, wo sich am Ende doch Alles im Ganzen dem erhabenen Zwecke des Schöpfers gemäß und zum Besten wende. Eine jedoch oft ins Gemeine fallende Verspottung des Optimismus enthält Voltaire's »Candide oder die beste Welt«. Scherzhaft werden auch Leute, die Alles, wie man sagt, im rosenfarbenen Lichte sehen, Optimisten genannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 344-345.
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