Same

[30] Same oder Samen nennt man in der Pflanzen- und Thierwelt diejenigen Producte des Lebens, durch welche die Fortpflanzung derselben bedingt wird; namentlich in der Pflanzenwelt erscheint die Darstellung des Samens als der eigentliche Zweck des Daseins. Die äußere Gestaltung des Pflanzensamens ist von der größten Verschiedenheit; die Hauptform ist zwar die der Kugel, die jedoch bald ganz rund, bald eirund, bald länglich, bald platt gedrückt, bald nierenförmig u.s.w., auch auf ihrer Oberfläche bald glatt und glänzend, bald runzlich, gebuckelt, gekerbt u.s.w. erscheint. Die äußere Bedeckung oder Schale, welche das Innere oder den Kern schützt, besteht aus mehren übereinanderliegenden seinen Häutchen von verschiedener Substanz. An einer Stelle derselben befindet sich eine Narbe, Nabel genannt; mit diesem hängt der Same unmittelbar oder durch eine fadenförmige Verlängerung, Nabelstrang, mit der Frucht zusammen, von der er sich bei der vollkommenen Reise trennt. Der Samenkern schließt entweder den Keim, den eigentlich fortpflanzenden Theil des Samens, in sich, oder besteht meist in diesem allein, wie z.B. bei allen Hülsenfrüchten. Dieser Keim ist zusammengesetzt aus den Samenlappen, Kotyledonen, und dem Körperchen, welches die eigentliche Keimkraft enthält und aus dem Würzelchen, das nach unten dringt und zur Wurzel wird, und aus dem Federchen, das nach dem Lichte dringt und später den Stengel bildet, besteht. Die Samenlappen sind die Nahrung saugenden Organe. Bei vielen Pflanzen kommen sie über den Boden empor, bilden die untersten Blätter, Samenblätter, und fallen nach vollendeter Bestimmung ab; bei den meisten Pflanzen bleiben sie jedoch unter der Erde und verwesen. Nach der Anzahl dieser Samenlappen werden die Gewächse in ein-, zwei- und vielsamenlappige (Monokotyledonen, Dikotyledonen, Polykotyledonen und Kotyledonarpflanzen) unterschieden. Viele Pflanzen haben außer dem Keime auch noch eine Substanz von fleischiger, mehliger, hornartiger Beschaffenheit, welche aus nährenden Stoffen besteht, Eiweiskörper genannt wird und den größten Theil der Getreidesamen ausmacht. In landwirthschaftlicher Beziehung spricht man daher von Samen, welcher zugleich die Frucht bildet und daher auch Saatfrucht genannt wird. Hier kommt besonders für die Zeit des Aussäens überhaupt, als wie alt man den Samen werden lassen darf, die Keimkraft desselben in Betracht; denn mancher behält sie sieben und mehre Jahre, mancher verliert sie schon nach zweien.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 30.
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