Stahlstich

[274] Stahlstich oder Siderographie ist ein der Kupferstechkunst (s.d.) verwandtes Kunstmittel, um Bildwerke zu vervielfältigen, welches durch Charl. Heath in England 1620 erfanden worden ist. Eine Stahlplatte wird decarbonisirt, d.h. von dem chemisch mit dem Eisen verbundenen Kohlenstoffe befreit. Dadurch wird sie außerordentlich weich, sodaß sie sich leichter als eine Kupfertafel beim Stechen behandeln läßt. Nachdem das Bild auf sie eingetragen, wandelt man sie wieder durch ein chemisches Verfahren in harten Stahl um. Hierauf wird mit Hülfe einer eignen Presse ein Cylinder von decarbonisirtem Stahl über sie hingeführt, sodaß sich die Zeichnung in seine Oberfläche (erhaben) überträgt. Nachdem man den Cylinder gleichfalls wieder in harten Stahl umgewandelt, kann man ihn benutzen, um auf andere decarbonisirte Platten die Zeichnung wiederum durch Pressung überzutragen. Auf diese Weise vervielfältigt man die Platten selbst, welche, nachdem sie gehärtet sind, zum Druck verwendet werden können. Der Vortheil bei diesem Verfahren ist, daß man sehr viele ausgezeichnete Abzüge zu machen im Stande ist, weil man eine beliebige Menge von Drucktafeln anfertigen kann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 274.
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