Urne

[541] Urne wurde von den alten Römern ein bauchiges Gefäß zum Wasserschöpfen, zur Aufnahme der Täfelchen beim Abstimmen oder Loosen, zur Aufbewahrung der Asche und übriggebliebenen Gebeine verbrannter Todten genannt. Ihre Form war bauchig und napfähnlich, mit einem Deckel und einem Fuße; die Asche und Gebeine wurden mit allerlei wohlriechenden Dingen vermischt in dieselben gethan und [541] in den Grabmälern die Urnen dann in Nischen aufgestellt. Verfertigt wurden sie von verschiedener Größe und Form und aus allerhand Stoffen, jedoch meist aus Thon, allein auch von Stein, Holz und Metall, und in Pompeji hat man gläserne in bleierne eingesetzt gefunden. Die Römer bekamen die Urnen von den Griechen, welche sich aber dieser Art Gefäße blos als Zierath bedient zu haben scheinen. Gleich den Römern benutzten auch die alten Deutschen und Slawen Urnen als Aufbewahrungsmittel der Asche ihrer Todten, und man findet deren namentlich im nördl. Deutschland in alten Grabhügeln und im Sande an den Opferstätten, zum Theil von antiken, aber auch von andern Formen, mit der Bäuchung in der Mitte, über und unter derselben. Sie bestehen aus ungebranntem Thon, zerfallen meist sehr leicht, sehen weißlich, gelblich, röthlich, braun und schwarz, sind mit erhabenen, eingedrückten, auch gemalten sehr einfachen Verzierungen versehen und von sehr verschiedener Größe. – Jetziger Zeit wird unter Urne überhaupt ein rundes Gefäß mit einem Fuß, vielleicht auch Handhaben, jedenfalls aber oben mit einer weiten Öffnung verstanden, wodurch es sich von den durch einen engern Hals charakterisirten Vasen (s.d.) bei ähnlicher Form unterscheidet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 541-542.
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