[556] Varus (Quintilius), jener röm. Feldherr, welcher mit seinen Legionen in der Hermannsschlacht im teutoburger Walde im I. 9 n. Chr. den Untergang fand, war schon röm. Statthalter in Syrien gewesen, als er im I. 6 vom Augustus den Oberbefehl in Germanien erhielt. Indem er nun von seinem Standlager an der Weser aus röm. Sitte und Sprache mit unüberlegter Eile zu verbreiten suchte und von seinen Soldaten umgeben, die Deutschen nach den ihnen fremden und verhaßten röm. Gesetzen richtete, erregte er den Unmuth der ohnedies gegen die Römerherrschaft zum Aufstande geneigten deutschen Stämme nur noch mehr. Es bildete sich eine Verschwörung zur Befreiung Deutschlands, an deren Spitze der V. scheinbar ergebene Cheruskerfürst Hermann (s.d.) stand, und nach einem wohlberechneten Plane begannen nun in mehren Gegenden Aufstände gegen die Römer, zu deren Bekämpfung V. mit drei auserlesenen Legionen im Sept. des I. 9 sein Lager verließ, obgleich ihm Segest, der Schwiegervater Hermann's, dies widerrieth. Der Letztere begleitete den V. mit den streitbaren Cheruskern bis in die unwegsamen Wildnisse des teutoburger Waldes, wo die Römer plötzlich durch diese und die dort harrenden Marser und Bructerer angegriffen wurden. Ein dreitägiger Kampf entspann sich, in welchem am Ende die röm. Kriegskunst unterlag und die Deutschen einen vollständigen Sieg erfochten, der verwundete V. aber nach dem Untergange seiner Legionen sich in sein Schwert stürzte.