Vesuv

Vesuv

[602] Vesuv (der), ein feuerspeiender Berg im Königreiche Sicilien diesseit der Meerenge und 21/2 Stunden südöstl. von der Hauptstadt Neapel gelegen, erhebt sich kegelförmig bis 3636 F. aus der Ebene und hat an seinem Fuße einen Umfang von etwa fünf Meilen.

Im Alterthume war er zweispitzig und scheint vor dem bekannten ältesten Ausbruche im I. 79 n. Chr. als Vulkan nicht thätig gewesen zu sein. Bei dem damaligen Ausbruche erlitt aber die ganze Küstengegend in seiner Nähe eine Umgestaltung, Herculanum, Pompeji und Stabiä wurden verschüttet und der zu Schiffe den Vorgang beobachtende Plinius der Ältere (s.d.) kam dabei um. Unter den spätern Ausbrüchen waren wichtig die in den Jahren 203, 472, 512, 685, 993, 1036, 1306, 1631, 1730, bei welchem der Gipfel an Höhe bedeutend zunahm, von 1766, 1779, 1794, wo der Gipfel wesentlich zusammensank und das Städtchen Torre del Greco fast gänzlich zerstört wurde. Im 19. Jahrh. war der Berg fortwährend sehr unruhig und besonders heftige Ausbrüche fanden statt 1804, 1813, 1820, wo sich am 11. Apr. ein neuer Krater von 400 F. im Umkreise bildete, aus welchem sich in einer Nacht zwei Kegel von 70 und 50 F. Höhe erhoben, 1822, wo der Aschenregen am 24. Oct. die Tageshelle in Neapel trübte und 105 ital. Meilen weit flog, ein 12 F. hoher Lavastrom aber eine ital. Meile weit vordrang, 1833, 1834 und 1835. Die Gegenden am Fuße des Berges sind mit Ortschaften, Landhäusern, Obst- und Weinpflanzungen und Gärten bedeckt und hier allein wächst der unter dem Namen Lacrymä Christi berühmte Wein; einzelne Gärten und Pflanzungen erstrecken sich auch zum Theil zwischen noch heißen Lavaströmen die Seiten des Berges hinan, die außerdem kahl und oben sehr steil sind. Auf den Gipfel fühern drei Wege, von welchen der über Resina der gewöhnliche ist und eine weite, mit Asche und Lava bedeckte Vertiefung trennt denselben von dem südl. Monte Somma. Der hier abgebildete Krater hat 1/4 M. im Umfange und bildet einen von zahllosen Spalten und Rissen durchfurchten Kessel, aus denen überall Schwefeldämpfe aufsteigen, welche alle Gegenstände mit einem rothen, gelben und grünen Schwefelüberzug bedecken. Übrigens verändert der Krater oft seine Form und hat bald nur einen, gewöhnlich mit einem Haufen glühender Asche umgebenen Schlund (ital. Bocca), bald mehre. Im Krater ist 1818 eine Quelle entdeckt worden, welche heilkräftige Eigenschaften besitzt. Auch für gewöhnlich wirst der Berg von Zeit zu Zeit unter heftigem Donner Rauch- und Feuersäulen und glühende Steine aus, heftigere Ausbrüche aber sowie Lavaergüsse erfolgen meist aus seitwärts sich bildenden neuen Spalten seiner Oberfläche.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 602.
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