Anilin

[69] Anilīn, Phenylamin, Amidobenzol, eine im Steinkohlenteer enthaltene aromatische Base, in reinem Zustand farblose, ölige, eigentümlich aromatisch riechende Flüssigkeit von 1,038 spez. Gewicht, verflüchtigt sich schon bei gewöhnlicher Temperatur, wenig mit Wasser, leicht in Äther, Alkohol und Ölen löslich. Dem Lichte und der Luft ausgesetzt, färbt es sich braun und verharzt. A. ist ein starkes Gift (s. Anilinvergiftung). Seine Salze sind farblos, in Wasser leicht löslich und fast alle kristallisierbar, röten sich aber an der Luft und in Berührung mit der inkrustierenden Substanz der Holzfaser (schwefelsaures A. daher zum Nachweis von Holzschliff in Papier dienend). Salzsaures A. als Anilinsalz in Massen in der Farbtechnik verbraucht. Charakteristisch ist die blaue Färbung des A. durch unterchlorigsaure Salze. Das A. wird durch Reduktion von Nitrobenzol (mit Eisen und Salzsäure) im Großen gewonnen. Bei der Oxydation von reinem A. (Blauöl) entsteht Anilinschwarz; reines A. dient ferner zur Darstellung von Azofarbstoffen und von Anilinblau aus Rosanilin. Rote Farbstoffe (Mauveïn, Fuchsin, Safranin) erhält man bei der Oxydation eines Gemisches von A. mit Toluidinen (Rotöl). Diese Farbstoffe waren die ersten künstlichen Teerfarbstoffe, nach denen früher alle künstlichen Farbstoffe Anilinfarben genannt wurden. – Vgl. Heumann (4 Tle., 1888-1903), Walter (1903).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 69.
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