[538] Ethik (grch.), Moral- oder Sittenlehre, Zweig der Philosophie, der die Gesetze der sittlichen Beurteilung der Willenshandlungen als gut oder böse, sein sollend oder nicht sein sollend zum Gegenstand hat (daher auch Praktische Philosophie genannt). Als Urheber der E. gilt Sokrates, nach dessen Lehre die Tugend sich auf das Wissen gründet. Das Christentum verknüpfte die E. mit dem Dogma, die neuere Philosophie suchte sie wieder davon unabhängig zu machen, zunächst auf psychol. Grundlage (die engl. und franz. Freidenker des 18. Jahrh.), bes. aber Kant, nach dem die Sittlichkeit nichts anderes ist, als die eigene innere Gesetzmäßigkeit der Vernunft (der kategorische Imperativ), und nach ihm jede neuere Philosophie auf Grund ihrer besondern Theoreme. In Frankreich (seit Comte) und England (bes. durch Spencer) wurde im 19. Jahrh. der Gesichtspunkt der Soziologie an die Spitze der E. gestellt. Werke von E. Baumann, E. von Hartmann, Laas, Steinthal, Wundt, Gižycki, Höffding, Paulsen, Ratzenhofer, »Geschichte der E.« von Jodl (1882-89), Luthardt (1888-93).