[606] Frankreich, frz. La France, Republik in Westeuropa [Karten: Frankreich I u. II], 536.464 qkm. Die Küste (3120 km, davon Mittelmeer 615, [Brit.] Kanal 1120, Atlant. Ozean 1385 km) nur wenig gegliedert, größere Halbinseln Bretagne und Cotentin, zahlreiche Häfen. Im N. und W. Tiefland, im O. und S. Gebirgsland. Hauptgebirge: Pyrenäen (Vignemale 3290 m), Westalpen (Montblanc 4810 m), Franz. Zentralmassiv(-plateau), im Südostrand, den Cevennen (Mont-Mézenc), 1754 m, im Hochland der Auvergne (Mont-Dore) 1886 m hoch, das Südende des Jura mit dessen höchstem Gipfel (Crêt de la Neige 1723 m), Vogesen (Ballon d'Alsace 1245 m), Argonnen (450 m) und Ardennen (500 m).
Reiche Bewässerung: Hauptströme: Seine, Loire, Garonne, Rhône; über 50 andere schiffbare Flüsse (Somme, Orne, Vilaine, Charente, Adour, Aude, Hérault, Var), zahlreiche Schiffahrtskanäle; zusammen (1902) 13.732 km schiffbare Wasserstraßen; wenig Seen. Die Pflanzenwelt gehört im N. und O. der mitteleurop. Flora an, in der Provence und im Rhônebassin der Mittelmeerflora (Wein, Olive, Zeder), im SW. der atlant. Übergangszone (immergrüne Eichen).
Die Bevölkerung (1901) 38.961.945 E., 74 auf 1 qkm; der Nationalität nach hauptsächlich Franzosen, ein roman. Mischvolk [Tafel: Menschenrassen, 37] aus unterjochten Galliern (Kelten), angesiedelten Römern und fränk. Stämmen, in dem ethnologisch das kelt. Element vorherrscht, das der Sprache wegen aber zum lat. Stamme gezählt wird; dazu kommen Wallonen, Bretonen, Italiener, Basken und Katalonier, Israeliten, Zigeuner und Cagots; an Fremden (Ausländern) herrschen vor Belgier, Italiener, Deutsche, Spanier, Schweizer, Briten, Luxemburger, Russen; der Religion nach meist Katholiken (17 Erzdiözesen und 67 Diözesen), wenig Protestanten und Israeliten. [S. auch die Beilagen: ⇒ Bevölkerung und ⇒ Auswanderung.] Etwa 46 Proz. der Bevölkerung treibt Ackerbau; 70 Proz. des Bodens steht unter Kultur, davon 3 Proz. zum Weinbau benutzt. Die Weinproduktion F.s (seit 1875 in Abnahme, noch jährlich etwa 35 Mill. hl) überragt die aller andern Länder, bes. Bordeaux-, Burgunder-, Champagnerweine. Im S. und SO. bedeutende Seidenkultur und Olivenzucht. Getreideproduktion (29 Proz. der Bodenfläche [s. Beilage: ⇒ Getreide]) und Viehzucht sehr beträchtlich, aber nicht ausreichend. Zucker und Kartoffeln werden ausgeführt. 15 Proz. des Landes Wald. Reichtum an Steinkohlen, Eisen, Salz [s. auch Beilage: ⇒ Bergbau]; zahlreiche Mineralquellen. Großartige Industrie in Wolle (bes. in der Normandie, Pikardie und in Flandern), Leinen (Normandie), Seide (über 4 Mill. kg Rohseide jährlich verarbeitet, Hauptsitze die Dep. Rhône, Loire und Nord), Baumwolle, Eisen etc. In Luxusindustrie nimmt F. die erste Stelle ein. Ebenso bedeutend der Handel [s. Beilagen: ⇒ Europa, ⇒ Frankreich, ⇒ Handel und Handelsmarine]; Eisenbahnen s. Beilage: ⇒ Eisenbahnen; Telegraphenlinien 1902: 149.866 km.
Verfassung und Verwaltung. F. ist seit 4. Sept. 1870 Republik mit einem von der Nationalversammlung (den vereinigten Kammern) auf 7 Jahre gewählten Präsidenten an der Spitze; ihm stehen 11 Ministerien zur Seite. Nach dem Gesetze vom 25. Febr. 1875 wird die Gesetzgebende Gewalt durch die direkt auf 4 Jahre gewählte Deputiertenkammer (seit 1885 ein Abgeordneter auf 70.000 E.) und den indirekt auf 9 Jahre gewählten Senat (300 Mitglieder) ausgeübt. Administrativ zerfällt F. in (1901) 87 Departements (mit 362 Arrondissements, 2908 Kantonen und 36.192 Gemeinden); Hauptstadt ist Paris. Jedes Departement untersteht einem Präfekten, den ein gewählter Generalrat berät. Die Zivilgerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Friedensgerichte, Kreisgerichte und Appellhöfe, die Strafgerichtsbarkeit durch Polizeigerichte, Korrektionskammern und Appellhöfe, für Verbrechen existieren Assisenhöfe; oberstes Gericht ist der Kassationshof (Zivil-, Kriminal- und Requetenkammer). Budget der Ausgaben (1904) 3565,2, konsolidierte Schuld und kündbare Kapitalien 29.409,6, schwebende Schuld 965,4 Mill. Frs. [s. auch die Beilage: ⇒ Finanzen]. Dem höhern Unterricht dienen 15 staatliche Universitäten und viele Fachhochschulen. An Stelle des Wappens die verschlungenen Buchstaben R. F. (République française [Abb. 619]); Flagge zeigt Tafel: Flaggen. Orden der Ehrenlegion [Tafel: Orden].
Über das Heerwesen s. Beilage: ⇒ Frankreich.
Kolonialbesitz in Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien. Mit dem Mutterlande umfaßt der gesamte franz. Besitz ca. 11.521.000 qkm mit ca. 89 Mill. E. – [S. die Beilagen: ⇒ Frankreich, ⇒ Kolonien sowie die zu den einzelnen Erdteilen gehörenden Beilagen.]
Geschichte. F. bildete den Hauptteil des alten Gallien (s.d.), das zu Anfang des 5. Jahrh. im S. von den Westgoten, im O. von den Burgundern, im N. von den Franken erobert wurde. Chlodwig, König der Franken, vereinigte die verschiedenen Völkerschaften zu dem großen Fränkischen Reiche (s.d.), das sich durch den Vertrag zu Verdun (843) wieder auflöste. Die westl. Länder (Neustrien, Aquitanien und die Span. Mark) erhielt Karl der Kahle.
Unter den Karolingern (843-987) wurde durch die fortwährenden Auflehnungen der Vasallen und der Geistlichkeit die Königsgewalt geschwächt; Karl der Kahle (843-877) verlor die Span. Mark, unter ihm und mehr noch unter seinen Nachfolgern Ludwig dem Stammler (877-879), Ludwig III. (879-882) und Karlmann (882-884) brandschatzten die Normannen die Küstenprovinzen. Lothringen ging wieder an Deutschland verloren, das zisjuranische Burgund wurde selbständiges Reich, als Karl der Dicke, König von Deutschland, der 884 von den westfränk. Großen zum Herrscher ausgerufen ward, 887 abgesetzt und dafür Graf Odo von Paris (887-898) als König eingesetzt wurde. Dessen Nachfolger, zuerst Gegenkönig, war Ludwig des Stammlers nachgeborener Sohn Karl III., der Einfältige (898-929), welcher 911 die Normandie den Normannen als Lehn überlassen mußte. Nach der Schattenherrschaft des Herzogs Rudolf von Burgund (929-936) folgte Karls III. Sohn Ludwig IV., genannt d'Outremer (936-954), und diesem sein Sohn Lothar (954-986), worauf mit dessen Sohn Ludwig V., dem Faulen, 987 die Dynastie der Karolinger erlosch.
Die Reihe der Kapetinger (987-1328) eröffnete Hugo Capet, Graf von Paris und Orleans, Herzog von Francien (987-996), aber weder er, noch seine nächsten Nachfolger, sein Sohn Robert (996-1031), dessen Sohn Heinrich I. (1031-60), dessen Sohn Philipp I. (1060-1108), vermochten die gesunkene Königsgewalt zu heben, die bes. gefährdet war, als der mächtigste Vasall Herzog Wilhelm von der Normandie durch den Sieg bei Hastings (1066) die engl. Königskrone errang. Erst Ludwig VI. (1108-37) stellte die Lehnabhängigkeit der Vasallen mit Hilfe der Städte und des Landvolks wieder her. Ludwig VII. (1137-80) war in beständigem Kampfe mit seinem mächtigen Vasallen Heinrich II., Plantagenet von England, der 1152 durch die Vermählung mit Ludwigs geschiedener Gemahlin Eleonore von Aquitanien das ganze südwestl. F. erworben hatte. Erst Ludwigs Sohn Philipp II. August (1180-1223) beendete den Kampf mit England; er nahm dem engl. König Johann ohne Land 1204 die Normandie, Maine, Touraine und Poitou und behauptete diese Eroberungen durch den Sieg bei Bouvines (1214). Die Macht des Königtums förderte auch sein Sohn Ludwig VIII. (1223-26) durch die Kriege mit Heinrich III. von England. Ludwig IX., der Heilige (1226-70), ordnete die Rechtspflege und Gesetzgebung und sicherte die Freiheiten der Gallikanischen Kirche (s.d.) durch die Pragmatische Sanktion. Unter Philipp III. (1270-85) wurden Poitou, Auvergne und Toulouse mit der Krone vereinigt. Philipp IV., der Schöne (1285-1314), beseitigte vollends die feudalen Regierungsformen, berief 1303 zum erstenmal den Dritten Stand (tiers-état) in die Generalstaaten und machte die päpstl. Gewalt von der Krone abhängig. Seine Söhne und Nachfolger, Ludwig X. (1314-16), Philipp V. (1316-21), Karl IV. (1321-28), mit denen die unmittelbare Linie der Kapetinger schließt, übten die unumschränkte Gewalt fast ohne Widerspruch.
Die Thronerhebung des kapetingischen Seitenzweigs, der Valois, in der Person Philipps VI. (1328-50), des Brudersohnes Philipps des Schönen, rief lange Erbfolgekriege mit den engl. Königen hervor, die ebenfalls Thronansprüche [606] erhoben. Philipp VI. unterlag 1346 bei Crecy, Johann I. (1350-64), bei Maupertuis 1356 gefangen, mußte 1360 im Frieden von Bretigny das ganze alte Aquitanien an Eduard III. von England abtreten; im Innern tauchten überall Revolutionsversuche auf, ein furchtbarer Bauernaufstand, die sog. Jacquerie, verheerte das Land. Karl V. (1364-80) hatte bis 1377 alles bis auf Calais und Bordeaux zurückerobert. Unter Karl VI. (1380-1422), der unmündig zur Regierung kam und bald in Wahnsinn verfiel, brach eine furchtbare Verwirrung in F. aus; zwei Parteien, die Armagnacs und die Bourguignons zerfleischten sich gegenseitig, während Heinrich V. von England bei Azincourt (1415) ein franz. Heer vernichtete, 1417, mit dem Herzog von Burgund verbunden, Paris eroberte und 1421 die Zusicherung der Nachfolge in F. erhielt. Heinrich starb jedoch 1422 und bald nach ihm Karl VI. Sein Sohn Karl VII. (1422-61) setzte den Krieg gegen die Engländer fort, beschränkte sie, seit dem Auftreten der Jeanne d'Arc 1429 siegreich kämpfend, auf Calais. Ludwig VI. (1461-83) demütigte die großen Feudalherren, bes. die Häuser Bretagne und Burgund, die sich zu der Ligue du bien public zusammengetan hatten, und begann nach dem Tode Karls des Kühnen (1477) den Kampf mit Österreich um die burgund. Erbschaft. Im Frieden zu Arras (1482) erwarb er Burgund, vorher schon Maine, Anjou, Provence. Karl VIII. (1483-98) gewann die Bretagne, begann die Eroberungspolitik nach außen; er sowohl wie Ludwig XII. (1498-1515) und Franz I. (1515-47) suchten vergeblich den Erbansprüchen auf Mailand und Neapel durch lange Kämpfe Geltung zu verschaffen; letzterer unterlag Kaiser Karl V. 1525 bei Pavia und mußte im Frieden von Crépy (1544) auf Italien verzichten; unter ihm vollendete sich die absolute Monarchie in F. Heinrich II. (1547-59) riß 1552 mit Unterstützung der deutschen Protestanten die Bistümer Metz und Verdun an sich und behauptete sie im Frieden zu Câteau-Cambrésis (1559). Unter ihm wie unter seinen drei schwachen Söhnen, Franz II. (1559-60), Karl IX. (1560-74), Heinrich III. (1574-89), die ihrer Mutter, Katharina von Medici, und den Herzögen von Guise großen Einfluß auf die Regierung einräumten, bekämpften sich die polit. und kirchlichen Gegner. Die Versuche, den eindringenden Calvinismus mit Gewalt zu unterdrücken (Blutbad zu Vassy, 1562; Bartholomäusnacht, 1572), führten zu blutigen Bürgerkriegen (s. Hugenotten).
Mit Heinrich IV. (1589-1610), der als nächster Thronerbe nach der Ermordung Heinrichs III. die Krone behauptete, kamen die Bourbonen zur Regierung; er stellte durch das Edikt von Nantes (1598) den religiösen Frieden, durch administrative Maßregeln den zerrütteten Staatsbau wieder her. Unter Ludwig XIII. (1610-43) begründete Richelieu seit 1624 den Absolutismus in moderner Form, indem er den Widerstand des Adels brach und den Kampf gegen das Haus Habsburg auf das glücklichste durchführte. Seine Politik setzte Mazarin während der Jugend Ludwigs XIV. (1643-1715) fort, rief aber dadurch 1648 eine letzte große Adelserhebung, die sog. Fronde (s.d.), hervor, deren er erst nach langen Kämpfen Herr wurde. 1661 ergriff Ludwig XIV. selbst das Staatsruder und begann eine Ära der Eroberungen, die F. für eine Zeitlang an die Spitze Europas stellten. Schon im Westfäl. Frieden (1648) hatte F. einen großen Teil des Elsaß, den Sundgau und die Bestätigung der Bistümer Metz, Toul, Verdun erhalten, im Pyrenäischen Frieden (1659) einen Teil der Niederlande und die Grafsch. Roussillon. Der Devolutionskrieg brachte F. nur geringen Gewinn, dagegen erwarb es im Frieden zu Nimwegen (1678) die Franche-Comté und einen Teil von Flandern. Trotz der Förderung von Handel und Industrie unter Colberts Verwaltung war F. bes. infolge des Krieges gegen die europ. Koalition (1688-97) und des Span. Erbfolgekrieges (1701-13) bei Ludwigs Tode erschöpft, wozu nicht wenig die Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) beigetragen hatte, infolge deren Hunderttausende der strebsamsten Bürger F. verlassen hatten. Für den minderjährigen Ludwig XV. (1715-74) führte Herzog Philipp von Orléans (1716-23) die Regentschaft; seine Verschwendung und unglückliche Finanzoperationen vermehrten die finanziellen Verlegenheiten; nach der Erholung unter Fleurys friedlicher Verwaltung sank F. durch Beteiligung am Österr. Erbfolgekriege und am Siebenjähr. Kriege, durch die Maitressenwirtschaft des Hofes und die Demoralisation in der Staatsverwaltung immer tiefer. Der Friede zu Paris (1763) kostete F. seine wertvollsten Kolonien. Die Verwirrung und Erbitterung war groß, als der gutmütige, aber schwache Ludwig XVI. (1774-92) den Thron bestieg; vergebens suchte sein Finanzminister Necker das Defizit durch Anleihen zu decken, sein Nachfolger Calonne (seit 1783) erschöpfte den Staatskredit vollends; die Versammlung der Notabeln (22. Febr. bis 25. Mai 1787) hatte die Zerrüttung des Staates aus Licht gezogen, man verlangte allgemein nach Berufung der Generalstaaten, mit deren Hilfe der zurückberufene Necker den Staat reformieren sollte. Dieselben traten 5. Mai 1789 zusammen, 17. Juni erklärte sich der Dritte Stand auf Sieyès' Antrag als die einzige wahre Nationalversammlung, womit die Revolution begann.
Französische Revolution. Der Konstituierung der Nationalversammlung folgte 20. Juni der feierliche Schwur der Deputierten im sog. Ballhause, sich nicht zu trennen, bevor die neue Verfassung vollendet sei, worauf der König Truppen zusammenzog und Necker verbannte. Dies verursachte 14. Juli die Erstürmung der Bastille. 4. Aug. hob die Nationalversammlung alle Feudalrechte auf, 6. Okt. mußten der König und die Nationalversammlung ihren Sitz von Versailles nach Paris verlegen; das Land wurde in 83 Departements eingeteilt, die Zentralisation durchgeführt. Die Finanznot führte zur Konfiskation der Kirchengüter und zur Ausgabe der berüchtigten Assignaten, die geistl. und weltlichen Orden, Korporationen und der Adel wurden abgeschafft, worauf ein großer Teil der Aristokraten auswanderte. Auch der König suchte 20. Juni 1791 zu entfliehen, ward jedoch nach Paris zurückgebracht und mußte die Konstitution vom 3. Sept. 1791 beschwören. In der unter dem Einfluß der Jakobiner gewählten, 1. Okt. zusammengetretenen Gesetzgebenden Versammlung bestimmten ihn die Girondisten 20. April 1792 zur Kriegserklärung gegen Österreich; die Niederlagen steigerten die Aufregung der Massen, sie drangen 20. Juni in die Tuilerien ein, 10. Aug. wurde das Schloß gestürmt, der König flüchtete in die Nationalversammlung, diese suspendierte ihn und setzte die königl. Familie gefangen. Die Gemäßigten waren durch die Septembermorde (2. bis 4. Sept.) eingeschüchtert worden, so daß in dem 21. Sept. zusammentretenden Nationalkonvent die radikale Bergpartei die Oberhand hatte. Gleich in der ersten Sitzung erfolgte die Erklärung F.s zur Republik, 21. Jan. 1793 wurde der König guillotiniert, dann die Girondisten gestürzt. Jetzt begann die Herrschaft des Schreckenssystems, 10. März wurde das Revolutionstribunal, das Tausende auf bloßen Verdacht hinrichten ließ, 6. April der Wohlfahrtsausschuß eingesetzt, sodann ein neuer Kalender eingeführt, das Christentum abgeschafft, ein Kultus der Vernunft eingeführt. Unterdes waren die Revolutionsheere unter Dumouriez (Sieg bei Jemappes 6. Nov. 1792) und Custine (Besetzung von Trier, Mainz und Frankfurt) siegreich gewesen; im ersten Koalitionskriege drangen zwar die Österreicher (Sieg bei Neerwinden 18. März 1793) und Preußen wieder vor, aber durch die Schlacht bei Fleurus (26. Juni 1794) wurde Belgien wiedergewonnen, und Preußen schloß 1795 den Frieden zu Basel. Im Innern erhoben sich die großen Städte des Südens (Lyon, Marseille, Toulon) für die Girondisten, während in der Vendée die Royalisten Aufstände erregten; doch gelang es Robespierre, nachdem er 13. März 1794 die Hébertisten, 5. April die Dantonisten hatte hinrichten lassen, durch den Wohlfahrtsausschuß sein Schreckensregiment aufrecht zu erhalten, bis ihn der Konvent 28. Juli 1794 guillotinieren ließ.
Es folgte nun eine starke Reaktion. Im November wurde der Jakobinerklub geschlossen, 26. Okt. 1795 löste sich der Konvent auf, und es begann die Regierung des fünfgliederigen Direktoriums, neben dem der Rat der Alten und der Rat der Fünfhundert die gesetzgebende Gewalt ausübte. Die kommunistische Verschwörung Babeufs wurde bald unterdrückt, General Bonaparte verdrängte 1796 in einem glänzenden Feldzuge die Österreicher aus Oberitalien, was 17. Okt. 1797 zum Frieden von Campo Formio führte, in dem F. Belgien und das linke Rheinufer [607] erwarb. Während 1798 Bonaparte die berühmte Ägypt. Expedition unternahm und Nelson die franz. Flotte bei Abukir vernichtete (1. und 2. Aug. 1798), bildete sich die zweite Koalition gegen F., welcher England, Österreich, Rußland, Neapel und die Pforte angehörten. Da verließ Bonaparte Ägypten, landete 9. Okt. 1799 in F., kam 16. Okt. nach Paris und stürzte durch den Staatsstreich des 19. Brumaire (9. Nov.) die Direktorialregierung.
Konsulat, erstes Kaiserreich, erste Restauration, Hundert Tage. Die Verfassung des Konsulats (drei Konsuln, Gesetzgebender Körper, Tribunat, Erhaltungssenat) trat 27. Dez. 1799 in Kraft, Bonaparte als Erster Konsul und eigentlicher Machthaber an die Spitze des Staates. Sein Sieg bei Marengo (14. Juni 1800) sowie Moreaus Sieg bei Hohenlinden (3. Dez. 1800) erwirkten den Frieden von Lunéville (9. Febr. 1801), welchem, nachdem die Ägypt. Expedition gescheitert war, auch der Frieden mit England zu Amiens (27. März 1802) folgte. Durch das Konkordat vom 15. Juli 1801 wurde der kath. Gottesdienst wiederhergestellt, 26. April 1802 eine allgemeine Amnestie für die Emigranten erlassen. Bonaparte, 2. Aug. 1802 zum Konsul auf Lebenszeit ernannt, vereinigte Elba, Parma und Piemont mit F.; als aber 1803 ein neuer Krieg gegen England ausbrach, wurde Bonaparte unter Zustimmung des Volks 18. Mai 1804 als Napoleon I. zum erblichen Kaiser der Franzosen ausgerufen und 2. Dez. vom Papst selbst gesalbt; der Senat und der Gesetzgebende Körper wurden ganz dem Willen des neuen Monarchen unterworfen. 18. März 1805 wurde Napoleon auch König von Italien. Den Krieg der dritten Koalition gegen F., an dem England, Österreich und Rußland teilnahmen, beendigte nach den Siegen Napoleons bei Ulm (17. Okt. 1805) und Austerlitz (2. Dez.) der Preßburger Frieden (26. Dez. 1805), trotzdem Nelson die franz-span. Flotte 21. Okt. bei Trafalgar geschlagen hatte. Als der aus den Trümmern des Deutschen Reichs entstandene Rheinbund den franz. Kaiser zum Protektor wählte, griff Preußen im Bunde mit Rußland zu den Waffen, ward jedoch bei Jena und Auerstedt (14. Okt. 1806) und später bei Eylau und Tilsit so vollständig geschlagen, daß Napoleon den Frieden von Tilsit (7. und 9. Juli) diktieren konnte. Gegen England begründete Napoleon nun das System der sog. Kontinentalsperre (s.d.). 1808 übertrug er seinem Bruder Joseph die Krone von Spanien, worauf sich die ganze Pyrenäenhalbinsel in einem hartnäckigen, von England unterstützten Kampfe gegen die franz. Herrschaft erhob. 1809 wurde der Kirchenstaat F. einverleibt. Das von neuem zu den Waffen greifende Österreich wurde bei Eckmühl und nach der unentschiedenen Schlacht von Aspern bei Wagram (5. und 6. Juli 1809) geschlagen, worauf der Friede von Wien (14. Okt.) die illyr. Provinzen mit F. vereinigte. Nach der Abdankung König Ludwigs von Holland wurde auch dieser Staat (9. Juli 1810) F. einverleibt, ebenso Ende dieses Jahres Wallis und die Mündungen der Ems, Weser und Elbe. Im Juli 1812 führte Napoleon ein Heer von 500.000 Mann nach Rußland (s. Russisch-Deutsch-Französischer Krieg), zog 14. Sept. in Moskau ein, scheiterte aber an den Schwierigkeiten des Landes und Klimas und verlor auf dem Rückzuge fast sein ganzes Heer. Nun erhob sich auch Preußen gegen F., zwar siegte Napoleon nochmals bei Lützen, Bautzen und Dresden, allein der entscheidende Sieg der Verbündeten, denen inzwischen auch Österreich beigetreten war, bei Leipzig (16. bis 19. Okt. 1813) drängte ihn über den Rhein zurück. Sein Verzweiflungskampf im Frühjahr 1814 gegen die in F. eindringenden Alliierten war vergeblich, Paris ergab sich 30. März 1814 den verbündeten Monarchen, der Senat erklärte 2. April Napoleon des Thrones verlustig und rief die Bourbonen zurück, Napoleon dankte 11. April ab und zog sich auf die ihm angewiesene Insel Elba zurück. Am 3. Mai hielt Ludwig XVIII. seinen Einzug in Paris; der Pariser Friede vom 30. Mai 1814 ließ F. die Grenzen von 1792. Die Zwistigkeiten des Wiener Kongresses ermutigten Napoleon im Frühjahr 1815 Elba heimlich zu verlassen, in F. zu landen und nochmals in Paris einzuziehen; aber der Sieg Blüchers und Wellingtons bei Waterloo (18. Juni 1815) zwang ihn, 22. Juni in Blois zugunsten seines Sohnes abzudanken, die Verbündeten zogen 7. Juli in Paris ein und 9. Juli kehrte Ludwig XVIII. zurück; der zweite Pariser Friede (20. Nov. 1815) beschränkte F. auf die Grenzen von 1790.
Zweite Restauration, Julirevolution. Ludwig XVIII., der schon 4. Juni 1814 seinem Lande eine Verfassung gegeben hatte, suchte anfangs, gestützt auf die Herzöge von Richelieu und Decazes, eine liberale Politik zu befolgen, aber seine ultraroyalistische Umgebung hinderte ihn daran. Im Süden des Landes entstanden royalistische Unruhen und blutige Ausschreitungen gegen Bonapartisten und Protestanten (der Weiße Schrecken). Unter Karl X., der 16. Sept. 1824 seinem Bruder Ludwig XVIII. folgte, wuchs mit den reaktionären Maßnahmen der Regierung die Opposition und erlangte die Mehrheit in der Kammer. Aber schon Ende 1829 trat der erklärte Feind der Charte und aller liberalen Prinzipien, Fürst Polignac, als Minister des Auswärtigen an die Spitze des Kabinetts und suchte vergebens durch die Expedition nach Algier (1830) die Aufmerksamkeit von den innern Vorgängen abzulenken. Als der König 25. Juli 1830, nachdem die Wahlen zugunsten der liberalen Opposition ausgefallen waren, die verhängnisvollen Ordonnanzen erließ, durch welche die Preßfreiheit suspendiert, die noch nicht zusammengetretene Kammer aufgelöst und eine neue Wahlordnung oktroyiert wurde, erhoben sich Straßenkämpfe in Paris (Julirevolution, 27. bis 29. Juli), infolge deren der Hof floh; der König ernannte den Herzog Ludwig Philipp von Orléans zum Reichsverweser; er und der Dauphin dankten 2. Aug. zugunsten des Herzogs von Bordeaux (Grafen von Chambord) ab und schifften sich 16. Aug. nach England ein. Die in Paris zusammengetretenen Kammermitglieder boten dem Herzog von Orléans die Krone an, und dieser bestieg, nachdem er die neu entworfene Verfassung 9. Aug. beschworen hatte, den Thron.
Julidynastie, Februarrevolution, zweite Republik. Die Regierung Ludwig Philipps suchte sich auf die Bourgeoisie zu stützen, aber von Demokraten und Legitimisten zugleich angegriffen, vermochte sie unter unaufhörlichem Ministerwechsel nicht, festen Bestand und Achtung zu gewinnen; Aufstandsversuche (Ludwig Bonaparte in Straßburg 30. Okt. 1836, in Boulogne 6. Aug. 1840) und Attentate auf den König (von Fieschi 28. Juli 1835) reihten sich aneinander; das Ministerium Soult-Guizot, das Okt. 1840 das von Thiers ablöste, war das einzige von längerer Dauer, es vermochte aber trotz der militär. Erfolge in Algier (14. Aug. 1844 Sieg Bugeauds am Flusse Isly über Abd el-Kader, 1847 dessen Ergebung) bei der zutage tretenden Korruption das sinkende Ansehen des Königtums nicht zu stützen. Das Absehen aller Oppositionsparteien war zunächst auf eine Wahlreform gerichtet, und zu dem Behuf wurden im ganzen Lande Reformbanketts abgehalten. Als aber ein Reformbankett, das in Paris stattfinden sollte, 22. Febr. 1848 verboten wurde, brach dort der Barrikadenkampf aus (Februarrevolution), zu spät dankte der König 24. Febr. zugunsten seines Enkels, des Grafen von Paris, ab, Volksmassen und Parteiführer etablierten in der Deputiertenkammer eine provisorische Regierung; der König verließ 2. März das Land. Die 4. Mai eröffnete Nationalversammlung proklamierte die Republik und wählte eine Exekutivkommission von fünf Mitgliedern (Arago, Garnier-Pagès, Marie, Lamartine, Ledru-Rollin). Die in ihren Forderungen unbefriedigte sozialistisch-radikale Partei erregte, als die für die beschäftigungslosen Arbeiter geschaffenen Nationalwerkstätten wieder geschlossen wurden, den Juniaufstand (23. bis 26. Juni), der von dem mit diktatorischer Gewalt bekleideten General Cavaignac blutig unterdrückt wurde. Letzterer erhielt nun die Exekutivgewalt, unterlag aber bei der nach Annahme der neuen Verfassung (4. Nov.) vorgenommenen Präsidentenwahl (10. Dez.) gegen Prinz Ludwig Napoleon Bonaparte. Dieser leitete seine konservative Politik durch eine Expedition nach dem Kirchenstaate zur Rückführung des Papstes ein (April 1849), umgab sich immer mehr mit bonapartistisch gesinnten Männern und schritt, als die Nationalversammlung sich nicht willfährig zeigte, 2. Dez. 1851 zum Staatsstreich. Der bewaffnete Widerstand wurde 3. und 4. Dez. niedergeschlagen, in Volksabstimmung die vom Präsidenten vorgeschlagene Verfassung (mit einem Senat und einem in seinen Befugnissen äußerst beschränkten Gesetzgebenden Körper) gebilligt, [608] er selbst auf 10 Jahre gewählt; schon 7. Nov. 1852 trug ihm ein Senatskonsult das erbliche Kaisertum an, was 21. und 22. Nov. durch Volksabstimmung mit großer Majorität bestätigt wurde; 2. Dez. hielt Kaiser Napoleon III. seinen Einzug in die Tuilerien.
Zweites Kaiserreich. Dritte Republik. Das Kaiserreich widmete sich zunächst den materiellen Interessen, brachte Handel und Industrie zu einem hohen Aufschwunge und gewann den Klerus durch Konzessionen. Durch den in Verbindung mit England und der Türkei 1854-56 gegen Rußland geführten Krimkrieg (s.d.) gewann F. großen militär. Ruhm und stand seit dem Pariser Frieden (30. März 1856) als erste europ. Großmacht da. Die Feldzüge in China (1857-58) und bes. die Siege, die F. zur Befreiung Italiens bei Magenta (4. Juni 1859) und Solferino (24. Juni 1859) über Österreich davontrug, erhöhten den Glanz der kaiserl. Waffen. Der Friede zu Zürich führte auch zu einer Gebietserweiterung F.s durch Abtretung Nizzas und Savoyens seitens Italiens (24. März 1860). Der Handelsvertrag mit England (23. Jan. 1860) eröffnete eine Ära des Freihandels. Auch einige Erweiterungen der parlamentarischen Rechte wurden nun gewährt. Aber die Expedition nach Mexiko (1862-67), die zwar anfangs erfolgreich war, aber schließlich mit der schmachvollen Preisgebung des Kaisers Maximilian endete, die Erfolge Preußens 1866, für die es der kaiserl. Politik trotz aller Bemühungen nicht gelang, Kompensationen zu erhalten, erregten große Mißstimmung und verstärkten die Opposition im Gesetzgebenden Körper, was die Berufung des parlamentarischen Ministeriums Ollivier (2. Jan. 1870) und eine 8. Mai durch Plebiszit (7.350.142 Ja gegen 1.538.825 Nein) angenommene Verfassungsänderung in liberalem Sinne zur Folge hatte. Hierauf gestützt, benutzte die kaiserl. Regierung, die schon seit langem eifrig rüstete, die span. Thronkandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern als Vorwand zum Kriege gegen Deutschland (s. Deutsch-Französischer Krieg von 1870-71), der zur Vernichtung der kaiserl. Armee und Gefangennahme Napoleons bei Sedan 2. Sept. 1870 führte. Auf die Nachricht davon konstituierte sich 4. Sept. in Paris aus Abgeordneten der Opposition unter dem Vorsitz des Generals Trochu eine »Regierung der nationalen Verteidigung«, die den Krieg fortzusetzen beschloß. Aber nach dem Falle von Paris bestätigte die 12. Febr. 1871 zu Bordeaux zusammengetretene Nationalversammlung, die Thiers zum Chef der Exekutivgewalt ernannte, 1. März die Friedenspräliminarien, worin die Abtretung Elsaß-Lothringens und Zahlung von 5 Milliarden Kriegskosten festgesetzt war. Der nach dem Abzuge der Deutschen von Paris ausgebrochene Kommuneaufstand, der sich der Stadt vollkommen bemächtigte, wurde nach längern Kämpfen (20. März bis 28. Mai) niedergeschlagen. Thiers, 31. Aug. 1871 zum Präsidenten der Republik auf 3 Jahre gewählt, betrieb zunächst die baldige Befreiung des Landes von der Okkupation durch Bezahlung der Kriegskosten (letzte Rate 5. Sept. 1873) und die Reorganisation des Militärwesens (28. Juli 1872 Einführung der allgemeinen Wehrpflicht), ward aber durch die in ihrer Mehrheit monarchistisch gesinnte Nationalversammlung 24. Mai 1873 gestürzt, worauf Mac-Mahon zum Präsidenten gewählt wurde. Als der Versuch, den Grafen Chambord auf den Thron zu bringen, scheiterte, ward die Dauer der Präsidentschaft auf 7 Jahre festgesetzt (20. Nov. 1873) und 24. und 25. Febr. 1875 von der Nationalversammlung endlich die konstitutionellen Gesetze angenommen, wodurch die republikanische Regierungsform endgültig begründet und neben der Deputiertenkammer ein Senat geschaffen wurde, worauf sich die Nationalversammlung 31. Dez. 1875 auflöste. Die Wahlen Anfang 1876 verschafften der republikanischen Partei die Mehrheit in der Deputiertenkammer; als auch bei den Senatorwahlen 5. Jan. 1879 die republikanische Partei die Oberhand gewann, gab Mac-Mahon 30. Jan. seine Entlassung, worauf Grévy zum Präsidenten der Republik gewählt wurde. Unter den nun folgenden Ministerien Waddington (4. Febr. 1879), Freycinet (29. Dez. 1879), Ferry (23. Sept. 1880) übte Gambetta als Kammerpräsident den größten Einfluß aus, bis er sich 14. Nov. 1881 endlich genötigt sah, selbst die Präsidentschaft des Ministeriums zu übernehmen; doch trat er schon 26. Jan. 1882 wieder zurück, als er eine Abänderung des Wahlsystems nicht durchsetzen konnte. Nach außen erfolgreich war F. in Tunis, das sich 1881 unter franz. Schutz stellte, während in Ägypten 1882 der franz. Einfluß durch England verdrängt wurde. Ferry, der, seit Febr. 1883 wieder Ministerpräsident, wegen Tongking einen Konflikt mit China begann, wurde nach der Niederlage der Franzosen bei Langson (24. März 1885) gestürzt. Brisson schloß nun 9. Juni 1885 mit China den Frieden zu Tien-tsin, in welchem F. Tongking und die Schutzherrschaft über Annam erwarb. Durch den Ordensschacher seines Schwiegersohnes Wilson sah sich Grévy, der 1885 wieder zum Präsidenten der Republik gewählt war, 1887 genötigt, seine Würde niederzulegen, worauf Sadi Carnot 3. Dez. sein Nachfolger wurde. Er berief im April 1888 den Radikalen Floquet an die Spitze der Regierung, während in den Massen die Revanchelust und die Unzufriedenheit mit dem bestehenden Regime durch die Wühlereien des ehemal. Kriegsministers Boulanger immer mehr zunahm. Schließlich sah sich die Regierung veranlaßt, April 1889 gegen Boulanger einen Prozeß anzustrengen, worauf dieser entfloh und bald durch Selbstmord endete. Eine weit verbreitete Korruption der herrschenden Kreise enthüllte der Zusammenbruch der Panamakanalgesellschaft (1889). Seit 1892 wurde F. auch durch eine Reihe anarchistischer Verbrechen beunruhigt, die ihren Gipfel in der Ermordung des Präsidenten Carnot (23. Juni 1894) erreichten. Sein Nachfolger wurde Casimir-Perier, der jedoch schon nach wenigen Monaten (15. Jan. 1895) sein Amt niederlegte, worauf Felix Faure zum Präsidenten gewählt wurde. Ihm gelang es, den seit lange erstrebten Anschluß an Rußland durch ein förmliches Bündnis zu befestigen (1897). Schon vorher hatte F. sein Kolonialgebiet durch die Eroberung Dahomes (1894) und Madagaskars (1895) vergrößert, dagegen stießen seine Bestrebungen, sein großes westafrik. Kolonialreich bis an die Ostküste des Kontinents auszudehnen, auf den Widerstand Englands, und 1898 sah sich F. gezwungen, Faschoda, das Major Marchand besetzt hatte, zu räumen. Auf das tiefste wurde das innere Leben F.s erschüttert durch den Streit über die Schuld oder Unschuld des Hauptmanns Dreyfus. Bevor diese Angelegenheit noch durch die erneuerte Verurteilung und die gleich darauf erfolgende Begnadigung des Dreyfus (Sept. 1899) ihr Ende gefunden hatte, war Faure 16. Febr. 1899 plötzlich einem Schlaganfall erlegen, worauf der Senatspräsident Loubet zum Präsidenten der Republik gewählt wurde. Ein heftiger Kulturkampf entbrannte seit 1901 durch das gegen die kirchlichen Kongregationen gerichtete neue Vereinsgesetz, das vielfach mit Zwangsmaßregeln durchgeführt werden mußte, zu einem Konflikt der Regierung mit der Kurie und 1905 zum völligen Bruch (Trennung von Staat und Kirche) führte. 1905 wurde die Einführung der zweijährigen Militärdienstzeit beschlossen. Durch einen Vertrag mit England (8. April 1904) wurden die kolonialen Differenzen beider Staaten beseitigt; F. erlangte neue Vorteile in Afrika und Siam, mußte sich aber 1905 wegen seiner Ansprüche in Marokko mit Deutschland auseinandersetzen.
Literatur. 1) Zur Geographie: Levasseur, »La France et ses colonies« (3 Bde., 1890-93); ders., »La population française« (3 Bde., 1889-92); Dubois (1892); Ardouin-Dumazet, »Voyage en France« (1893 fg.); Ricken, »La France« (1897); Zimmermann, »Die Kolonialpolitik F.s« (1901). – 2) Zur Geschichte: Michelet (neue Aufl. 1898 fg.), Lavisse (1900 fg.). – Einzelne Perioden behandeln: Ranke, »Franz. Geschichte im 16. und 17. Jahrh.« (4. Aufl., 6 Bde., 1876-77); über die Revolution vgl. Mignet (16. Aufl., 2 Bde., 1890; deutsch 1842), Sybel (neue Aufl., 10 Bde., 1897-1900), Sorel (5. Bde., 1885-1903), Taine (6 Bde., 1875-94; deutsch 1877-94); sodann Hillebrand, »Geschichte des Julikönigtums« (2. Aufl., 2 Bde., 1881-82); Thureau-Dangin, »Histoire de la monarchie de juillet« (7 Bde., 1887-92); über das erste und zweite Kaiserreich s. Napoleon I. und III.; über die dritte Republik vgl. Vogel (1895), Hanotaux (deutsch 1903).
Brockhaus-1809: Departements von Frankreich · Revolution von Frankreich · Revolution von Frankreich · Frankreich · Die Departements von Frankreich (Interims-Nachtrag) · Die Departements von Frankreich · Frankreich · Die Parlamente in Frankreich
Brockhaus-1911: Bank von Frankreich
DamenConvLex-1834: Frankreich (Moden) · Frankreich (Musik) · Franz I., König von Frankreich · Frankreich (Kochkunst) · Frankreich (Kunst) · Frankreich (Literatur und Poesie) · Fredegunde, Königin von Frankreich · Johanna, Königin von Frankreich · Magdalena von Frankreich · Maria Lesczinska, Königin von Frankreich · Galsuinte, Königin von Frankreich · Heinrich IV., König von Frankreich · Isabelle, Königin von Frankreich · Frankreich (Geschichte) · Antoinette von Frankreich · Blanca von Frankreich · Christine, von Frankreich · Amalia Maria, Königin von Frankreich · Anna von Frankreich · Anna, Königin von Frankreich · Claude de France, Königin von Frankreich · Elisabeth von Frankreich, Schwester König Ludwig's XVI. · Frankreich (Frauen) · Frankreich (Geographie) · Constantia, Königin von Frankreich · Diana, Prinzessin von Frankreich · Elisabeth von Frankreich
Goetzinger-1885: Amadis von Frankreich
Heiligenlexikon-1858: Maria Theresia, Königin von Frankreich (343)
Herder-1854: Margaretha von Frankreich · Frankreich
Meyers-1905: Neu-Frankreich · Frankreich
Pierer-1857: Frankreich [4] · Neu-Frankreich · Frankreich [3] · Frankreich [1] · Frankreich [2]
Buchempfehlung
Die Brüder Atreus und Thyest töten ihren Halbbruder Chrysippos und lassen im Streit um den Thron von Mykene keine Intrige aus. Weißes Trauerspiel aus der griechischen Mythologie ist 1765 neben der Tragödie »Die Befreiung von Theben« das erste deutschsprachige Drama in fünfhebigen Jamben.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro