Franziskaner

[611] Franziskaner, mindere Brüder oder Minoriten (lat. Ordo fratrum minōrum; abgekürzt O. F. M.), später auch Seraphische oder Graue Brüder genannt, die Glieder des von Franz (s.d.) von Assisi 1210 zu Assisi gestifteten Ordens, zu völliger Armut, hingebender Arbeit in Krankenpflege, Predigt und Seelsorge verpflichtet, 1223 von Papst Honorius III. bestätigt und mit wichtigen Vorrechten (Portiunkula-Ablaß [s. Portiunkula], Ermächtigung, überall ohne Erlaubnis der Parochialgeistlichen zu predigen und Beichte zu hören) ausgestattet, einflußreiche Rivalen der Dominikaner in hohen Kirchenämtern, auf den Universitäten und in der scholastischen Theologie, spalteten sich später: die strengern Observanten, 1415 auf dem Konstanzer Konzil anerkannt, erlangten 1517 durch Leo X. die Oberhand über die mildern Konventualen. Von den Observanten trennten sich die Kapuziner (s.d.) als selbständiger Orden ab. Seit 1897 sind die einzelnen Zweige der F. als Fratres minores unter einem Generalminister vereinigt. Tracht: dunkelbraune oder schwarze wollene Kutte mit Strick um den Leib, runde Kapuze und Sandalen. – Ein weiblicher Zweig des Ordens sind die Klarissinnen (s.d.); ein dritter Orden, die Tertiarier, 1221 für beide Geschlechter gestiftet, durfte weltliche Geschäfte betreiben.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 611.
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