[855] Indĭgo, blauer Farbstoff von großer Schönheit und Echtheit, gewonnen aus Arten von Indigofera (s.d.), in deren Saft, wie auch in dem von Färberwaid und andern Pflanzen, eine farblose Substanz, das Indikan, gelöst ist, die mit Säuren oder durch Gärung I. liefert. I. wird durch Mahlen in der Indigomühle und Schlämmen (präparierter I., Indigextrakt) oder Sublimieren gereinigt. Auch künstlich aus Steinkohlenteerprodukten wird I. gewonnen (Indigorein). Der I. ist in den meisten Lösungsmitteln unlöslich, läßt sich daher nicht direkt auffärben, sondern erst nachdem er durch Reduktion in alkalischer Lösung (mit Eisenvitriol oder Zinkstaub und Kalkmilch oder mit Natriumhyposulfit) in das wasserlösliche Indigweiß übergeführt ist, in dessen Lösung (Indigoküpe) die Stoffe getaucht werden, worauf sich beim Hängen an der Luft das Blau entwickelt (Küpenfärberei). I. liefert beim Lösen in Schwefelsäure Indigoblauschwefelsäuren (Indigschwefelsäuren, Indigosulfosäuren); in der Kälte entsteht Indigmonosulfosäure (Phönizinschwefelsäure, Indigpurpur, Purpurschwefelsäure), blaue Masse oder rötliches Pulver, in reinem Wasser löslich (Indigkomposition, Indigtinktur); in der Wärme oder mit rauchender Schwefelsäure erhält man Indigdisulfosäure (Cörulinschwefelsäure, Sulfindigsäure, Sulfindylsäure), deren Natriumsalz durch Kochsalz gefällt wird und als Indigkarmin (blauer Karmin, lösliches Indigblau, gefällter I., Cörnleīn, Chemisch Blau, Wunderblau) im Handel ist, das auf Wolle und Seide direkt aufzieht (Sächsischblaufärberei); die Färbungen sind nicht so echt wie Küpenfärbungen; verwendet als Malerfarbe, zu blauen Tinten und mit Stärke vermischt als Waschblau. Dem natürlichen I. (Jahresproduktion etwa 7 Mill. kg) wird durch den künstlichen starke Konkurrenz gemacht. – Vgl. Seltner (1886), Georgievics (1892), Lee (engl., 1892).
Brockhaus-1911: Indigo [2]