[390] Pfalz, zwei bis 1620 zusammengehörige deutsche Staaten. Die Ober- oder Bayrische P., ein Herzogtum, gehörte zum Nordgau und bayr. Kreise, hatte 7160 qkm und Amberg zur Hauptstadt; jetzt der größte Teil des Reg.-Bez. Oberpfalz (s.d.). Die Unter- oder Rhein-P. (P. am Rhein), zersplittert zu beiden Seiten des Rheins, zerfiel in die eigentliche oder Kur-P., das Fürstent. Simmern, das Hzgt. Zweibrücken, die Hälfte der Grafsch. Sponheim und die Fürstent. Veldenz und Lautern, etwa 8000 qkm; Hauptstadt Heidelberg. [Karte: Bayern etc. I.]
Die Pfalzgrafen bei Rhein, ursprünglich zu Aachen residierend, waren schon im 11. Jahrh. im erblichen Besitz der Pfalzgrafschaft, die nach ihrem Aussterben 1156 an Konrad von Schwaben, den Stiefbruder Kaiser Friedrichs I., 1214 an das Haus Wittelsbach fiel. Rudolf II. (gest. 1353) erwarb Neuburg und Sulzbach (Junge P.), Ruprecht I. (gest. 1390) erhielt die bisher abwechselnd von Bayern und der P. geführte Kurstimme allein. Nach Ruprechts III. (seit 1400 deutscher König) Tode (1410) entstanden durch wiederholte Teilungen im 15., 16. und 17. Jahrh. neben der Kur-und Rhein-P. die Linien Simmern, Neuburg, Zweibrücken, Sulzbach u.a., von denen die erste 1559 in den Besitz der Kurlande kam. Friedrich V., der 1619 die böhm. Krone annahm, verlor sein Land und die Kurwürde an Herzog Maximilian von Bayern; sein Sohn Karl Ludwig erhielt im Westfälischen Frieden die Unterpfalz zurück und eine achte Kurstimme, während die Oberpfalz bei Bayern blieb. 1685 kam die Kur nach Aussterben der Simmernschen Linie an die Pfalzgrafen von Neuburg, 1742 an Karl Theodor (gest. 1799) von Sulzbach, der 1777 auch Kurfürst von Bayern wurde. Sein Nachfolger Maximilian Joseph, Herzog von Zweibrücken, mußte infolge des Lüneviller Friedens 1801 die linksrhein. Teile an Frankreich, die rechtsrhein. an Baden, Hessen-Darmstadt etc. abtreten. Erstere kamen 1814 wieder an Deutschland zurück und fielen größtenteils an Bayern, außerdem an Hessen-Darmstadt und Preußen. Geschichte von Häusser (2 Bde., 1845), Nebenius (1874), Regesten von Koch und Wille (1894).
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