[528] Rhetōrik (grch.), die Theorie der Redekunst oder die Anleitung zur Beredsamkeit. Praktisch lehrten R. zuerst in Athen die Sophisten, wie Gorgias, Protagoras u. a.; von den zahlreichen Lehrbüchern ist das älteste die unter den Aristotelischen Schriften erhaltene »Rhetorikē pros Aléxandron«, die dem Rhetor Anaximenes von Lampsakos (Ende des 4. Jahrh. v. Chr.) zugeschrieben wird. Wissenschaftlich wurde die R. zuerst von Aristoteles behandelt; neue Richtungen in der R. begründeten Hegesias aus Magnesia am Sipylos in der zweiten Hälfte des 3. Jahrh., der Stifter der asianischen Rednerschule und des asianischen (gekünstelten und überladenen) Stils, Molon aus Alabanda Ende des 2 Jahrh. v. Chr., der Begründer der rhodischen Beredsamkeit, der einen einfachern und trocknern Stil lehrte, Hermagoras (der Ältere) aus Temnos, der, in Rom lehrend, auf die attische Kunstlehre wieder zurückging und den der Römer Cornificius bei Abfassung seiner R. vielfach benutzt hat. In Rom schrieb bereits der ältere Cato Anweisungen für den Redner, praktisch übten die Beredsamkeit bes. Servius Sulpicius Galba, der jüngere Gracchus, M. Antonius, Lucius Lucinius Crassus, Hortensius und vor allem Cicero, der am meisten der rhodischen Schule folgte. Mit der Kaiserzeit trat die schulmäßige Beredsamkeit in der Vordergrund, Quintilian und Tacitus weisen auf die klassischen Muster hin, dann nimmt eine gespreizte altertümelnde Richtung überhand; aus später Zeit sind fast nur noch Panegyriker zu nennen und Gallien wird zum Hauptsitz dieser R.