[219] Anna Auskew, ein unglückliches Opfer des Fanatismus unter der Regierung Heinrich's VIII. in England, wurde in Lincolnshire im Jahr 1520 von angesehenen und geachteten Eltern geboren, und in ihrem zwanzigsten Jahre mit einem Manne verheirathet, der weder ihrer Liebe noch ihres Zutrauens werth war, und der selbst aus ihren religiösen Ansichten Stoff hervorsuchte, sie zu quälen und zu verfolgen. Er beschuldigte sie, daß sie in Hinsicht der Abendmahlslehre sich zu dem protestantischen Glauben hinneige, und klagte, [219] sie verstoßend, wegen jenes Verdachtes öffentlich an. Dieses war in der damaligen Zeit hinreichend, den auf sie gebrachten Argwohn vor den Menschen in Gewißheit ihrer Schuld zu verwandeln. Sie wurde im Jahre 1545 verhaftet, und zwar, gegen eine Bürgschaft ihrer Verwandten, wieder frei gegeben, aber nur um im nächsten Jahr von Neuem eingekerkert zu werden. Alle Qualen der Folter aber waren nicht vermögend, sie zum Widerruf dessen zu zwingen, was als die Grundlage ihrer Religionsbegriffe ihr heilig war, und mit Ergebung und Gelassenheit ging sie dem martervollsten Tode entgegen, und wurde nachdem sie noch im Kerker eine Geschichte ihrer Leiden aufgesetzt und ihren Freunden hinterlassen hatte, den 16. Juni 1546 in London öffentlich verbrannt.
A.