[304] Arnoult, Sophie, Sophie, 1740 in Paris geboren, war sorgsam erzogen worden, von der Natur mit Lebhaftigkeit des Geistes, einem empfänglichen Sinne, schönen Augen und einer noch schönern Stimme ausgestattet: sie hätte kaum so viel gebraucht, um als Sängerin Glück zu machen. Sophie Arnoult erreichte dieses Ziel auf besonderem Wege. Die Fürstin von Modena nämlich ward zuerst auf ihre Stimme aufmerksam, als sie während der heiligen Woche in Val de Grace, einem Kloster, wohin sie sich mit mehrern Damen des Hofs, um Buße zu thun, zurückgezogen hatte, in einer stillen Abendstunde sich durch den Schmelz einer Chorstimme angezogen fühlte: ihre Erhebung ward das Glück der jungen Sängerin, die von der Fürstin empfohlen, von Frau von Pompadour[304] befördert, bald die Königin der Oper ward. Ein ungewöhnlicher Grad von Bildung, kluge Mäßigung und ihre persönlichen Reize, vereinigten sehr bald alle großen Geister von Paris in ihrem Hause, das an die Zeiten der Ninon de Lenclos erinnerte; d'Alembert, Diderot, Helvetius, Mably, Duclos, J. J. Rousseau, waren um sie, und die zarten Poesien eines Marmontel, Bavart und Dorat feierten ihre Liebenswürdigkeit. Ein eignes Verhängniß wollte, daß in einem Jahre,1802, die drei berühmtesten Schauspielerinnen des vorigen Jahrhunderts, die Clairon, die Dumesnil und Sophie Arnoult, durch den Tod der Bühne entrissen wurden. Ein Sohn der Letztern war der Oberst Constant Dionville de Brancas, der in der Schlacht bei Wagram an der Spitze seines Kürasserierregiments fiel.
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