[360] Aufklärung. Um richtig zu denken und klug zu handeln, ist es nothwendig, daß unser geistiges Auge klar sieht. Nicht immer ist das Gemüth mit seinem Beistande, dem Gefühle, ausreichend, über alle Klippen und Brandungen des Lebens gefahrlos zu schiffen. Oft kommen Zeiten, wo wir uns nach einer kräftigern Stütze, nach einem sicherern Führer sehnen, und dieß ist der Verstand. Wer ihn vernachlässigte, wer sich nicht frühzeitig daran gewöhnte, ihn als Rathgeber zu gebrauchen, wer sich einzig und allein der schwankenden Leitung des Gefühls überließ, der wird dann ein willenloses Werkzeug die leichte Beute des Zufalls und der Gefahr. Nur dem Gefühle sich überlassend, gleicht unser Leben einem verschleierten Bildniß, einer Landschaft mit Nebeln überhangen; aber klar und bestimmt zeigen sich die Formen, und glänzende Lichter fallen in das Nebelmeer und spannen das Sonnenzelt über Thal und Ebene, und zeigen dem Wanderer das sichere Ziel, wo die Klarheit des Verstandes, wie eine warnende, sorgsame Mutter dem Gefühle zur Seite steht.